Hagelunwetter vor 160 Jahren


So ungefähr oder noch viel schlimmer hat es wohl ausgesehen damals...

Glockenläuten hält Erinnerung wach

160 Jahre ist es nun her, dass die Albgemeinde Inneringen ihre schwerste Stunde erlebte: Eine verheerende Hagelkatastrophe vernichtete am 24. August 1853 nicht nur einen Großteil der Ernte, sondern auch zahlreiche Gebäude. Die faustgroßen Hagelkörner forderten sogar 19 Verletzte, darunter einen Schwerverletzten.

Zwei historische Quellen berichten über diese Unwetterkatastrophe: Einmal der Bericht des Obervogts des zuständigen Rentamts Trochtelfingen und ein Bericht im Hohenzollerischen Wochenblatt aus dem Jahr 1915. 

An jedem Mittwoch brauten sich demnach am frühen Nachmittag rabenschwarze Gewitterwolken über dem damals schon 900 Einwohner zählenden Albdorf zusammen. Die Erntearbeiten waren in vollem Gange, und eine unheimliche Schwüle deutete schon auf zu erwartendes Ungemach hin. Gegen vier Uhr brach dann das Gewitter los, und zwar mit einer solchen Gewalt, dass Zeitzeugen berichteten, man habe den Weltuntergang befürchtet. Die Bauern auf den Feldern mussten unter Fuhrwerken oder unter Getreidebüscheln Schutz suchen, dennoch wurden 19 Personen so stark verletzt, dass sie ärztlich behandelt werden mussten. Einem Bauern soll sogar ein Arm abgeschlagen worden sein, als ein größerer Eisklumpen vom Himmel fiel. Der "Rotenbauer" verlor zwei wertvolle Pferde, die auf dem Feld von Eisbrocken erschlagen wurden. 

Den anschließend über die Fluren ins Ort zurück eilenden Bauern bot sich ein erschreckender Anblick: Auf den Wiesen und Äckern lagen Hunderte tote Vögel, an nahezu allen Obstbäumen um den Dorfanger waren die Äste abgeschlagen und teilweise auch die Baumrinden zerstört. Über 300 Gänse und ungezählte Hühner, Enten und Tauben wurden getötet, an mehr als 210 Wohn- und Ökonomiegebäuden wurden die Dächer nahezu vollständig zerstört.

Am alten Kirchengebäude entstanden ebenfalls erhebliche Schäden, nahezu alle Dachplatten wurden zerstört, und sogar eine anderthalb Zoll starke eiserne Blitzableiterstange wurde glatt durchgeschlagen. Die Schäden waren teilweise so schwer, dass sie bis zum Abriss der alten Kirche im März 1861 nicht mehr vollständig behoben wurden.

Der dem Unwetter folgende Tag wird als schöner Sommertag beschrieben, an den folgenden zwölf Tagen soll es aber wie aus Kübeln geschüttet haben - mit verheerenden Folgen für die Einwohnerschaft. Durch die durch den Hagel zerstörten Dächer konnter der Regen ungehindert in die bereits eingebrachte Ernte eindringen, nahezu sämtliche Vorräte wurden so zerstört.

Schnell war klar, dass sich die kleine Albgemeinde aus eigener Kraft nicht wieder aufrappeln konnte. Schon am 31. August 1853 erließ die königlich preußische Regierung einen Aufruf an die hohenzollerische Bevölkerung, den Einwohnern mit Geld- und Baumaterialspenden zu helfen. Bis November 1853 kamen bei dieser Sammlung rund 2.000 Gulden zusammen, eine weitere Hauptsammlung im gesamten Fürstentum erbrachte ungefähr noch einmal den selben Betrag. Die königliche Regierung selbst beteiligte sich zunächst lediglich mit einer Spende von 200 Gulden an der Schadensbeseitigung - angesichts der geschätzten Schadenssumme von über 80.000 Gulden wahrlich keine Großtat. Nicht zuletzt auch aus diesem Grund beantragte der zuständige Trochtelfinger Obervogt für das Jahr 1854 Saatgut und die Aussetzung der zu zahlenden Steuerleistungen.

Glücklicherweise blieb Inneringen im Jahr 1854 von Ernteausfällen verschont, und so wurde in einer im Hohenzollerischen Wochenblatt veröffentlichten Danksagung ein Jahr nach der Katastrophe davon berichtet, dass eine überaus üppige Ernte eingefahren werden konnte. Seit damals und auch noch heute werden am Jahrestags des Unglücks ("Barthlemai" - Jahrtag des Hl. Bartholomäus) um 15:30 Uhr alle Kirchenglocken geläutet um an diese Katastrophe zu erinnern.

Zum Bericht im Hohenzollerischen Wochenblatt aus dem Jahr 1915 hier klicken!


www.inneringen.de