Der Fahrservice ist auch Vertrauenssache


Ein „Schwätzchen“ gehört dazu, wenn Johann Knaus Franziska Datz zum Augenarzt fährt.

Nachbarschaftshilfe ist eine Erfolgsgeschichte

Die Nachbarschaftshilfe, die Mitte 2011 ins Leben gerufen wurde, wird in beiden Ortsteilen der Stadt Hettingen bestens angenommen.

Die Stadt sucht weitere Mitarbeiter, um bei wachsendem Bedarf das Angebot ausweiten zu können. Besonderen Bedarf gibt es beim Fahrdienst zum Arzt, Apotheker oder ins Krankenhaus. Aber auch in Behördenangelegenheiten oder im Haushalt und Garten kann Hilfe in Anspruch genommen werden.

In Hettingen und Inneringen wird das Sich-gegenseitig-Helfen groß geschrieben, ist gewissermaßen Tradition oder man kennt es zumindest von früher. In beiden Ortsteilen ist die Bevölkerung auf das Auto angewiesen. Es gibt weder einen Arzt noch eine Apotheke. Die erwachsenen Kinder wohnen oft weit weg, Autofahren ist nicht oder nicht mehr möglich. Zu wissen, dass man jemanden „einfach so“ fragen kann, ist für Bedürftige und Ältere eine große Hilfe. Wenn dieser dann noch ein Bekannter ist, fällt es leichter, sich vertrauensvoll an ihn zu wenden. Die ehrenamtlichen Dienstleister können nun öffentlich ihre Hilfe anbieten und haben sich in einem Netzwerk zusammengeschlossen.

Die Idee zu einer lose organisierten und über das Amtsblatt der Stadt beworbenen offiziellen „Nachbarschaftshilfe“ kam noch vom vorhergehenden Bürgermeister Uwe Bühler und wird heute erfolgreich umgesetzt. Für Marco Pudimat von der Stadtverwaltung ist die Initiative gelungen: „Es läuft so gut, dass wir jetzt neue Ansprechpartner suchen müssen.“ Nicht alle Helfenden wollen im Amtsblatt genannt sein, sind jedoch gerne bereit, mitzuarbeiten.

Durch Enkelin kommt der Sinneswandel

Eine der Kontaktpersonen für Helfer, aber auch selbst als Fahrdienst im Einsatz ist Johann Knaus, seine Frau Marianne ist vor allem im Einkaufsdienst tätig. „Manchmal fahre ich jeden Tag, mal nach Ebingen zum Augenarzt, dann wieder nach Sigmaringen, ich mache das gerne“, sagt Knaus. Früher wäre er nicht auf die Idee gekommen, Hilfe offen anzubieten: „Dadurch, dass meine Enkeltochter selbst im Rollstuhl sitzt, habe ich eine ganz andere Einstellung dazu bekommen.“

Auf den Fahrten zum Arzt werden Neuigkeiten ausgetauscht

Franziska Datz ist wie andere ältere Menschen sehr froh, dass es die Nachbarschaftshilfe gibt. Im Amtsblatt hat sie davon erfahren und nutzt die Möglichkeit, um regelmäßig zum Arzt fahren zu können. Das Gefahrenwerden ist auch eine Vertrauenssache, und Vertrauen hat sie in Menschen, die sie kennt: „Ich bin sehr dankbar, dass es das gibt und finde es ganz super.“

Die 85-Jährige versorgt alleine ihren Haushalt und meint, sie sei nicht mehr die Schnellste, da sei es gut, abgeholt und wieder zurückgebracht zu werden: „Und zwischendurch erfährt man auch noch Neues aus Hettingen.“

Auch das Ehepaar Helga und Wilhelm Gerbracht aus Inneringen freut sich über den Erfolg der organisierten Nachbarschaftshilfe. „Wir sind zugezogen, unsere Kinder wohnen weit weg und eines Tages brauchen wir vielleicht selbst mal Hilfe“, sagt Wilhelm Gerbracht. Jetzt möchten sie erst selbst Hilfe anbieten. Auch in Inneringen wird der Fahrdienst häufig genutzt. Gerbracht ging auch früh auf Jugendliche zu, ob sie sich nicht einbringen wollten: „Die Jungs aus dem Bauwagen machen richtig gut mit, sie mähen zur höchsten Zufriedenheit den Rasen.“ Für die ehrenamtliche Dienstleistung wurde auf Wunsch derer, die die Hilfe in Anspruch nehmen, ein kleiner Betrag angesetzt, sodass etwa die Benzinkosten abgedeckt sind.


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