Kirchengemeinde
Die Orgel kommt nach Hause
Gut ein halbes Jahr war die Inneringer Kirche ohne
ihre imposante Orgel. Der Gottesdienst wurde mithilfe einer im Altarraum provisorisch
aufgebauten „kleinen“ Orgel musikalisch begleitet. Die im Jahr 1865 von Wilhelm
Blessing erbaute Orgel wurde in Hardheim restauriert. Die Orgelmanufactur
Vleugels hat sich neben dem Orgelneubau auf die Restaurierung von Orgeln
spezialisiert.
Seit letzter Woche arbeiten Orgelbaumeister Johannes
Vleugels und seine Fachleute in der Inneringer Kirche und bauen das
restaurierte Instrument ein.
Schon nach einer Woche war das Gehäuse für die
Orgel aufgebaut, auch dank der Mithilfe freiwilliger Inneringer Helfer.
Jetzt
beginnt der Fachmann und sein Team mit der akribischen Kleinarbeit, die 20
Register mit den 972 Orgelpfeifen originalgetreu einzubauen.
Eine erste
Herausforderung war die Platzierung des Spieltisches auf der Empore. Ganz
vorsichtig zurrte Vleugels den Spieltisch mit Gurten fest, natürlich gut
verpackt mit zahlreichen Tüchern.
Mithilfe eines elektrischen Kettenzuges, der
an der Empore befestigt wurde, wurde der Spieltisch Zentimeter für Zentimeter,
ohne den kleinsten Kratzer, nach oben befördert.
Voll Begeisterung erzählt
Johannes Vleugels von der Herausforderung, diese besondere Orgel zu
restaurieren: „Wilhelm Blessing ist jung gestorben und hat nur etwa 30 Orgeln
gebaut. Es sind besonders wertvolle Stücke.“
Die Inneringer Orgel wurde um das
Jahr 1940 mit einer Pneumatik ausgestattet, was aus heutiger Sicht ein Fehler
war. Diese Veränderung bedeutete, dass Pfeifen teilweise am falschen Platz
waren und somit die Erschließung auf den Originalzustand erschwerten. „Wir haben
alle Blessing Orgeln mehrere Male besichtigt und ein Modell rekonstruiert, um
auch die Inneringer Orgel wieder in den ursprünglichen Zustand zu bringen.
Glücklicherweise sind die damals ausgebauten Orgelpfeifen auf dem Dachboden der
Kirche gelagert worden. Diese Holzpfeifen haben wir untersucht, die
unbeschädigten werden wieder eingebaut.
Die Metallpfeifen haben wir auf die
Bestandteile mittels einer Legierungsprüfung festgestellt. Für die fehlenden
Pfeifen haben wir das exakt gleiche Zinn-Blei-Verhältnis gewählt. 98% Zinn und
2% Blei findet man heutzutage nicht mehr. Die Pfeifen sind sehr wertvoll“,
schwärmt der Fachmann. Pfarrer Hubert Freier hakt bei dieser Aussage ein. „Es
wäre sehr schön, wenn noch mehr Leute bereit wären, eine Pfeifenpatenschaft zu
übernehmen. Weit über die Hälfte haben noch keinen Paten gefunden“, so Hubert
Freier.
Die Patenschaft für eine Pfeife ist mit einer einmaligen Zahlung eines Betrags (je nach Pfeife zwischen 25 und 200 Euro) abgegolten, beinhaltet aber den jährlichen „Besuch“ auf der Empore am Patroziniumstag. Johannes Vleugels erklärt voller Hingabe weitere Details, die das Alleinstellungsmerkmal der Orgel ausmachen. Er spricht von der Tastatur am Spieltisch, die nicht in einer Flucht sondern von Blessing mit einer Schweifung ausgestattet wurden. Man habe jedes Detail nachempfunden, die Porzellanschilder mit Goldrand nachgebaut und die Symmetrie am Spieltisch hergestellt. Bis zur großen Orgelweihe, die am dritten Adventssonntag mit einem großen Festakt gefeiert wird, habe man noch viel Arbeit, erklärt Vleugels weiter. Jede einzelne Pfeife werde vor Ort vom Intonateur klanglich angepasst, um das passende Klangbild zu erreichen. Bei fast eintausend Pfeifen dauere diese Intonation etwa drei Wochen, resümiert Johannes Vleugels.
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