Grundschule


Stadt muss einen Schulstandort aufgeben

„Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera“, sagte Bürgermeisterin Dagmar Kuster zu den Stadträten, die in eine Diskussion über die Entwicklung der Grundschule einsteigen wollten.

Quelle: Schwäbische Zeitung / Vera Romeu

Es galt nämlich in der jüngsten Sitzung erst mal zu entscheiden, ob die Grundschule an einem Standort des Stadtgebiets konzentriert werden soll, oder eine externe Lösung anzustreben sei, wonach die Inneringer Schüler nach Veringenstadt in die Grundschule zu schicken seien und die Hettinger Kinder nach Gammmertingen. Erst in einem späteren Schritt soll entschieden werden, ob die Grundschule in Inneringen oder in Hettingen konzentriert werden soll.

Bisher ist es so, dass die gemeinsame Grundschule auf zwei Standorte aufgeteilt ist. In einer Elterninformationsveranstaltung hat Gernot Schultheiß, Leiter des Staatlichen Schulamts Albstadt, eindringlich an Eltern und Stadtverwaltung appelliert, die Grundschule an einem Standort zu konzentrieren, weil aus haftungsrechtlichen und pädagogischen Gründen die jetzige Situation nicht tragbar ist.

Bürgermeisterin Kuster erklärte, warum aus ihrer Sicht die Grundschule unbedingt in der Gemeinde erhalten werden sollte. Zum einen bleibt die Grundschule eine kleine Schule mit allen pädagogischen Vorteilen, in der die Kinder behütet sind. Zum anderen ist es für das Vereinsleben und das gesellschaftliches Leben innerhalb der Gemeinde sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl der Kinder und die Bindung an den Ort wichtig, dass sie im Ort die Schulzeit verbringen. Die Landflucht wird zunehmen, der demographische Wandel wird sich zuspitzen. In einer Gemeinde, die keine Grundschule mehr hat, wird keine junge Familie hinziehen wollen. Die Stadt soll Bildungsort bleiben, nicht zum Wohnort degradiert werden. „Mir wäre es wichtig, die Grundschule im Stadtgebiet zu erhalten und ich bitte Sie, diesen Weg mitzugehen und die Konzentration an einem Ort zu beschließen. Der Standort ist aber damit noch nicht beschlossen“, betonte Bürgermeisterin Kuster.

Die Räte stiegen in die Diskussion ein. Für die einen war es keine Frage, die Grundschule muss am Ort bleiben, egal an welchem Standort. Die Kinder aus beiden Ortsteilen hätten inzwischen auch durch das Zwei-Standort-System Freundschaften geschlossen, die Ortsteile wachsen zusammen. „So könnten in der nächsten Generation bessere Beziehungen zwischen Hettingen und Inneringen gepflegt werden“, argumentierte Heike Teufel. Es wäre ungut, sie jetzt wieder auseinanderzureißen und in Nachbargemeinden einzuschulen. Berthold Stauß betonte einen anderen Aspekt: In der Metallindustrie werden künftig auch vermehrt Frauen arbeiten, so ist es notwendig, die Schule am Ort zu haben, damit die Frauen den angebotenen Arbeitsplatz auch annehmen können. Die pädagogische Organisation habe bisher funktioniert, weil Lehrer und Rektor ein eingeschworenes Team waren. Wenn jetzt neue Leute kommen, muss die Schule an einem Standort sein, wegen des pädagogischen Austausches und für die Kinder wäre es ohnehin besser beieinander zu sein, sagte Stadträtin Henriette Steinle.

Andere kritisierten, dass man den Weg der Zusammenlegung eingeschlagen habe, weil es der einfachere ist, ohne andere Lösungen überlegt zu haben. Ein Stadtteil werde aber verlieren, wenn der künftige Standort entschieden ist, der wird sich schwer tun, sagte Stadtrat Wilfried Liener und schlug vor, die Schule personell zu unterstützen. Der Schulträger – also die Gemeinde – könnte Sekretärin, Betreuer oder Aufsicht zur Verfügung stellen und somit beide Standorte erhalten. Bürgermeisterin Kuster erklärte, die Organisation der Schule sei Sache des Schulamts. Freiwillige Dienste wie Schulsozialarbeit oder flexiblere Busverbindungen, das könne der Träger nach der Zusammenlegung sehr wohl überlegen, um das Angebot an der Schule zu verbessern. „Das Schlechteste wäre, die Schule aufzugeben. Wir gewinnen mehr, wenn wir die Schule erhalten. Natürlich kommt die Diskussion in den Ortsteilen auf, wer was bei einer Zusammenlegung verliert“, sagte Bürgermeisterin Kuster.

Der Stadtrat stimmte bei zwei Enthaltungen der Konzentration an einem Standort auf dem Stadtgebiet zu.
 

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