Kirchengemeinde
Orgelpfeifen suchen Paten
Bei einer Informationsveranstaltung im Inneringer Haus der Begegnung erfuhren die Bürger den aktuellen Stand der Restaurierung „ihrer“ Kirchenorgel. Anfang des Jahres wurde die Orgel der Inneringer St. Martinskirche abgebaut, um zur Restaurierung zur Hardheimer Orgelmanufaktur Vleugels transportiert zu werden. Orgelbaumeister Hans-Georg Vleugels und Orgelinspektor Georg Koch berichteten detailliert über die neuesten Erkenntnisse seit dem Abbau der Orgel. Pfarrer Hubert Freier erläuterte die finanzielle Seite und den Grund für die Initiative der Orgelpfeifenpatenschaft.
Von unserer Mitarbeiterin Sabine Rösch
Hans-Georg Vleugels begann seine Ausführungen mit der
Präsentation eines Films, so konnten sich auch Laien ein Bild von dem Bau bzw.
der Restaurierung einer Kirchenorgel machen. Es sei ihm eine Ehre, die Orgel
restaurieren zu dürfen, betonte Vleugels, denn es bedeute gleichzeitig
Ahnenforschung.
Die wertvolle Orgel aus dem Jahr 1865 wurde vom Orgelbauer
Wilhelm Blessing geschaffen. Insgesamt seien nur zehn Stück von Blessing gebaut
worden, da dieser allzu früh verstarb. Vleugels hat die anderen Orgeln
ausfindig gemacht und teilweise auch besichtigt. So konnte er sich ein Bild von
der ursprünglichen Bauweise machen. An der
Inneringer Orgel seien mehrere Veränderungen vorgenommen worden, die das
Hauptziel, nämlich die Widerherstellung des ursprünglichen Zustands (von
Pneumatik auf Mechanik), extrem erschweren.
Auf die Frage aus der Versammlung,
warum man denn Veränderungen vorgenommen habe, meinte der Fachmann, es gebe
sicher mehrere Gründe. Geschmack, Liedgut und Liturgie veränderten sich, neue
Erkenntnisse fordern Umgestaltungen von denen man sich Erfolg verspreche.
„Vielleicht werden meine Enkel in einhundert Jahren genau den Zustand von heute
wieder herstellen wollen, weil man denkt, es sei besser“, gab Vleugels zu
bedenken.
Orgelinspektor Georg Koch bot in seiner überprüfenden Funktion einen
tiefen, fachmännischen Einblick in sein Metier. Alle auffindbaren Dokumente und
Nachweise in Bezug auf die Orgel setzte er zusammen, um Aufschluss über die
Historie der Orgel zu erhalten. „Die ersten 15 Jahre sind ein großes Problem,
es wurden definitiv Veränderungen vorgenommen die nirgends dokumentiert sind“,
erklärte Koch. Die Interessenten erfuhren vom Orgelinspektor afuschlussreiche
Informationen über die Funktionsweise der Kegellade, der Windlade, der
Kegelventile, des Registerkanzellelagers und deren Zusammenspiel mit
Spieltisch, Register und Orgelpfeifen. „Diese besondere Orgel muss als denkmalwürdiges
Beispiel des frühromantischen Orgelbaus erhalten bleiben,“ schwärmte Koch.
„Die Finanzierung war gesichert“, erklärte
Pfarrer Hubert Freier der Versammlung, aber im Nachhinein ist ein zugesagter
hoher Zuschuss vom Denkmalamt weg gebrochen, da das Amt schlicht kein Geld
hat.“ Daher sei er auf die Idee mit den Orgelpfeifenpatenschaften gekommen. Der
Kirchenchor habe einen Arbeitskreis gegründet welcher in etlichen Sitzungen
einen konkreten Plan zur Umsetzung erarbeitete.
„972 Orgelpfeifen suchen einen Paten“, erklärte Gertrud Grom vom Kirchenchor den Gästen. In vier Preiskategorien von 25 Euro bis 200 Euro machte sie die Patenschaft schmackhaft, die neben dem Eintrag ins Patenschaftsbuch auch die Berechtigung zum jährlichen Besuch „seiner“ Pfeife auf der Empore berechtige. „Jede Orgel braucht ihr Geheimnis“, zeigte Frieda Hospach auf, „daher wird das Patenschaftsbuch in der Orgel an einem geheimen Platz deponiert, der nur dem Orgelbauer bekannt ist.“ In diesem Buch sollen auch alle, die bisher für die Orgel gespendet haben, verewigt werden. „Denn ohne die vielen Spenden bisher wären wir heute nicht hier.“
Die große Schautafel mit der Übersicht über Register und Orgelpfeifen steht in der Inneringer St. Martinskirche. Wer Interesse hat, kann sich seine Pfeife dort aussuchen, das vorbereitete Formular ausfüllen und in den Briefkasten bei der Tafel oder bei Vorstand Ralf Pröbstle, Schillerstr.1, Inneringen, einwerfen. Für Fragen stehen sämtliche Mitglieder des Kirchenchors zur Verfügung.
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