Narrenmuseum Hettingen
Nach der Fasnet ist vor der Fasnet
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Tage waren die Narren los, sie haben sich ausgetobt und manchmal auch ihr
Unwesen getrieben. Jetzt ist wieder Alltag. Für 262 Tage verschwinden Masken,
Häs, »Saublodern« und Rätschen in den Kleiderschränken. Oder sie gehen ins
Narrenmuseum des Alb-Lauchert-Rings in Hettingen, wo sie sich farbenprächtig und vielfältig dem Publikum präsentieren.
Das
Narrenmuseum in Hettingen bei Gammertingen gehört zur Schlossanlage auf einem
Felsrücken hoch über dem Städtle. In der Zehntscheuer, wo früher Getreide
gesammelt und gelagert wurde, werden seit 2006 europäische Fastnachts-,
Faschings- und Karnevalsbräuche vorgestellt. In der unteren Etage ist eine
Ausstellung über die Fastnacht in der Region Alb-Lauchert zu sehen, darüber
werden Sonderausstellungen (siehe Box) präsentiert.
»Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten in Farbe, Form und Material, sich als Narr zu verkleiden«, beschreibt Mechthilde Schnitzer, Präsidentin des Alb-Lauchert-Rings, Ansatz und Idee eines Narrenmuseums. Die Vielfalt des Fasnetsbrauchs sei erst erkennbar, wenn man sie in einer Ausstellung nebeneinander sieht. Dabei umfasst das Hettinger Narrenmuseum die regionale wie auch die europäische Fastnacht. Die stummen Puppen, die während der Fasnet »nackt« im Museum warteten, werden jetzt wieder mit den farbenprächtigen Häs bekleidet. Dabei entsteht eine bunte Palette von Figuren, Gesichtern und Motiven. Da sind Hüte aus Schneckenhäusern, Spielkarten oder Vogelfedern genauso zu sehen wie Hexen mit furchterregenden Hakennasen oder ganz freundlichen Gesichtszügen. Dekoriert sind die Exponate mit »Saublodern« und Besen. Hier kann der Besucher den Narren ganz tief in die Augen schauen, und manch einer kommt sich dabei vor wie beim richtigen Straßenumzug.
Richard
Geiselhart war als Gründer und Zunftpräsident die treibende Kraft für die
Entwicklung und Pflege der Fasnetsgeschichte in Hettingen. In den
Sechzigerjahren ist die Fasnet dort so richtig aufgelebt. Beim Fasnetsumzug
wurden Märchen thematisiert, die Raumfahrt mit dem Sputnik oder die Bundeswehr
mit Panzern. Da fuhr der deutsche Michel ebenso durch den Ort wie Bundeskanzler
Adenauer oder de Gaulle.
»Lediglich einmal ist die Fasnet ausgefallen«, erinnert
sich Geiselhart, »1991 beim Golfkrieg standen wir schankfertig im 4
000-Personen-Zelt, als man aus politischer Rücksichtsnahme das Fest im letzten
Moment absagte«. Da ging der Narrenzunft ein ordentlicher Batzen Geld durch die
Lappen.
Der
74-Jährige freut sich über das bis heute eher gewachsene Interesse an der
Fasnet. Mit dem Narrenmuseum in Hettingen sollen der Brauch, die Kostüme und
Masken für die Nachkommen erhalten werden. Bis die Narren in Hettingen und
anderswo wieder los sind, werden sich Besucher aus nah und fern hierher auf den
Weg machen: Am Sonntag, 4. März, beginnt im Narrenmuseum die Saison. (GEA)
Fasnachtsmuseum Narrenburg Hettingen
»Von
Bräuten, Hexen, Kübelemajen ... die weibliche Seite der Fasnacht in Tirol und
Südtirol«: Das ist der Titel der neuen Sonderausstellung im Fastnachtsmuseum
Narrenburg in Hettingen, die von 4. März bis 4. November zu sehen ist. Viele
Gemeinsamkeiten mit der schwäbisch-alemannischen Fasnacht sind nicht zu leugnen
und doch haben sich im alpinen Raum andere Reize, anderes Brauchtum entwickelt.
Originale Fasnetsfiguren und Zubehör aus den Orten Telfs, Imst, Nassereith,
Tramin, Prad am Stilfser Joch und Laatsch präsentieren den weiblichen Teil der
Tiroler und Südtiroler Fasnacht und werden begleitet von eindrucksvollen
Fotografien aus der alpinen Szene. Texte erklären die Brauchformen und Figuren
vieler Orte.
Als
Dauerausstellung präsentiert das Fastnachtsmuseum in Hettingen die »Entwicklung
der Fastnacht im europäischen Raum« und die regionale Fastnacht des Narrenrings
Alb-Lauchert.
Öffnungszeiten: Sonn- und Feiertag: 13.30 bis 17 Uhr, Führungen und Gruppen nach Vereinbarung. 0 75 74/9 31 00 oder 14 28
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