Berthold Leibinger zum Ehrenbürger ernannt

Maschinenbauer liebt die Literatur und schätzt die Hettinger

Mit der Hettinger Ehrenbürgerschaft sind keinerlei Privilegien verbunden. Nicht einmal das städtische Amtsblatt gebe es kostenlos, sagte Bürgermeister Uwe Bühler am Freitag in der Festveranstaltung im Hettinger Schloss. Trotzdem versicherte der 80-jährige ehemalige Trumpfchef am Ende der Feier: „Ich fühle mich sehr geehrt.“

Von unserer Mitarbeiterin Sabine Rösch

Allein schon die Tatsache, Hettinger Ehrenbürger zu sein, ist etwas Besonderes. Das Städtchen geht nämlich äußerst sparsam mit der Ehrenbürgerschaft um. Außer Leibinger ist sie erst einem Mann zugesprochen worden, und das ist der frühere Bürgermeister von Hettingen Johannes Müller. Aber auch die Urkunde und der Rahmen der Verleihung waren so gehalten, dass man sich geehrt fühlen muss, wenn einem all das widerfährt. Ein Ensemble des Musikvereins und der Trumpfchor umrahmten die Feier musikalisch. Und Bürgermeister Bühler hielt eine lebendige Festansprache, die die Persönlichkeit des Geehrten nuanciert darstellte.

So sagte Bühler, Leibinger sei weit mehr als ein Mann der Wirtschaft. Der Maschinenbau soll übrigens nur die zweite Leidenschaft des Geehrten gewesen sein. Germanistik und Philosophie waren angeblich die ersten. Leibinger hat beispielsweise bei Einstellungen von Ingenieuren gerne nach der Abinote in Deutsch gefragt, weil er der Ansicht ist, auch ein Maschinenbauer sollte für das Schöngeistige etwas übrig haben. Leibinger tritt auch als Mäzen und Stifter auf und hat bereits viele kulturelle Einrichtungen unterstützt.

Bürgermeister Bühler machte deutlich, was die Firma Trumpf und der Seniorchef für Hettingen bedeuten. 1955 hat die Firma Trumpf, die in Ditzingen bei Stuttgart ihren Hauptsitz hat, in Hettingen mit 18 Mitarbeitern ein zweites Werk eröffnet. In den Anfängen soll Leibinger mit folgendem Satz umschrieben haben, was seine Firma tut: „Wir bauen Maschinen, um Löcher in Bleche zu machen.“ Das ist im Grundsatz bis heute so geblieben, aber auf einem ganz anderen Niveau. Aus den ursprünglich 18 Mitarbeiter sind inzwischen 460 geworden, und die Maschinen zur Blechbearbeitung sind moderne computergesteuerte Stanz- und Lasermaschinen.

Trumpf ist inzwischen in dieser Branche weltweit der größte Hersteller solcher Maschinen. Und in Hettingen ist die Firma mit Abstand der größte Arbeitgeber. Rund 20 Millionen Euro hat Trumpf in den vergangenen zehn Jahren im Hettinger Werk investiert. „Sie und Ihre Firma haben dazu beigetragen, dass es Hettingen seit Jahren gut geht, oft sehr gut“, hob Bühler hervor.

Sowohl in der Ansprache des Bürgermeisters als auch des Geehrten war der Kontrast zwischen Hightech und Provinz mehrfach Thema. Leibinger erzählte, dass es in den 1950er-Jahren in Stuttgart schick war, ein zweites Werk in der Provinz zu eröffnen. Wegen der intensiven Bemühungen des damaligen Bürgermeisters habe man sich dann schließlich für Hettingen entschieden. Das Städtchen habe sich ja im Laufe der Jahre entwickelt, aber er empfinde es immer noch als weit weg, und was schlecht geblieben sei, das sei die Straße. An den Hettinger Mitarbeitern schätzt er aber die Treue, die Lernfähigkeit, die Einsatzfreude und die Bodenständigkeit. Im Schnitt bleiben die Mitarbeiter 18 Jahre der Firma treu.

Berthold Leibinger dankte herzlich für Bühlers Rede. Die Art und Weise, wie er sich mit seinem Leben beschäftigt habe, habe ihn gerührt. Die Hettinger haben neben der gerahmten Urkunde für ihren neuen Ehrenbürger auch eine in Blech gestanzte anfertigen lassen, und das natürlich mit einer Trumpf-Maschine.

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