Hi-Speed Internet für Inneringen

Vodafone will noch in diesem Jahr LTE anbieten

"Vodafone prescht mit schneller Funklösung vor" vermeldete die Schwäbische Zeitung Anfang September (der entsprechende Artikel ist digital leider nur zahlenden Kunden zugänglich). Nach Aussage von Vodafone-Pressesprecher Bernd Hoffmann steht Inneringen ganz oben auf der Erschließungsliste. Für die Breitband-Diaspora Inneringen eine gute Nachricht, winken doch statt der bisher von der Telekom angebotenen "maximal 384 kBit" - in Wirklichkeit meist nur ein Bruchteil davon - bis zu 50 MBit.

"Ziemlich überrascht" war man demnach auf dem Hettinger Rathaus über diese Entwicklung. Bisher verfolgte die Stadt die Strategie, Lerrrohre zur kabelgestützten Anbindung des Ortsteils Inneringen an das Glasfasernetz zu verlegen, was auf lange Sicht betrachtet absolut richtig ist. Sehr optimistisch zeigte sich Bürgermeister Uwe Bühler in persönlichen Gesprächen auch in der Frage, ob sich denn auch ein Betreiber finden lässt, der die Leerrohre bzw. die mitverlegten Glasfasern nutzt und entsprechende Anschlussangebote macht. Nachdem viele Gemeinden hier erhebliche Probleme haben, mischt sich in die Freunde über die gute LTE-Nachricht die Befürchtung, dass die Funkanbindung für einen kabelgebundenen Betreiber eine unliebsame Konkurrenz darstellen könnte, welche die Neigung zur Investition dämpfen könnte.

Nachdem wohl nicht alle wissen, was LTE ist und welche Möglichkeiten sich hierdurch ergeben, wird nachstehend das Wichtigste in Kürze erläutert:

Was ist LTE?

Das Akronym LTE steht für Long Term Evolution. Dabei handelt es sich um einen neuen Mobilunkstandard der auch unter den Namen "3GPP Long Term Evolution", "E-UTRAN", "Evolved UTRAN", "HSOPA", "High Speed OFDM Packet Access", "Super 3G" und weiteren Bezeichnungen bekannt ist. LTE soll zukünftig als Nachfolger von UMTS/HSDPA etabliert werden und dabei weit höhere Datenübertragungsraten bieten als es noch bei UMTS der Fall war.

Sind die LTE-Funkwellen "böse"?

Durch den Umstieg von Rundfunk und Fernsehen von der analogen Technik auf die Digitale werden Teile des bislang für die terrestrische Verbreitung von Rundfunk und Fernsehen benötigten und benutzten Frequenzspektrums frei. Durch die digitale Technik wird die Effizienz des Frequenzspektrums erheblich gesteigert. Der Gewinn dieser Frequenzen wird als Digitale Dividende bezeichnet. Diese Frei werdenen Frequenzen könnten für eine breitbandige Internetversorgung in abgelegenen Gebieten, in denen kein DSL verfügbar ist genutzt werden. Kurz gesagt: LTE nutzt die Frequenzen, über die früher ARD & ZDF geflimmert sind. Wer also früher vor den Funkwellen der Rundfunk- und Fernsehprogramme keine Angst hatte, braucht sich auch vor LTE nicht zu fürchten.

Für Technik-Freaks, die es noch genauer wissen wollen: Durch den Rundfunk wurden bislang 56 MHz im VHF-Band1 und 392 MHz im UHF-Band2 genutzt. Durch aktuelle Technologien können in einem analogen TV-Kanal ca. 6 bis 8 digitale TV-Kanäle dargestellt werden. Auf dieser Grundlage schätzt die EU-Kommission die erzielbare digitale Dividende auf über 300 MHz. Die Weltfunkkonferenz hat für den Frequenzbereich der Kanäle 61-69, also Frequenzbereich zwischen 790 und 862 MHz sowohl Rundfunk als auch Mobilfunk genehmigt. Beides gleichzeitig ist technisch nicht machbar, eine Entscheidung zugunsten eines der beiden muss getroffen werden. Noch mehr Informationen hierzu gibt es HIER.

Wann wird LTE in Inneringen verfügbar sein?

Vodafone will im September mit den Umbauarbeiten am Sendemast neben dem Sportplatz beginnen. Nach Aussage des Unternehmens müssen lediglich ein paar Antennen ausgetauscht werden, so dass realistisch damit gerechnet werden kann, dass noch in diesem Jahr die ersten Zugänge geschaltet werden können.

Was bedeutet die Option LTE für die angestrebte DSL-Anbindung?

Eins voweg: In dieser Frage darf man nicht den Fehler machen, absolute und für alle Zeit gültige Aussagen zur "optimalen Lösung" zu machen und nur diese zu wollen. 

Diese wäre zweifellos die Anbindung aller Haushalte an das Glasfasernetz, auch als FTTH - Fibre to the home bezeichnet. Bei einer solchen Anbindung sind der Bandbreite nahezu keine Grenzen gesetzt. Hier greiftaber ein alter Kneipen-Gassenhauer: "Wer soll das bezahlen?". Es ist nicht realistisch, dass diese Form der Anbindung in den nächsten zehn Jahren realisierbar ist, bestenfalls für gewerbliche Nutzer.

Realistischer wäre da die Anbindung des (Telefon-) Kupfernetzes der Telekom an das Glasfasernetz, dies wird als FTTC - Fibre to the Cabinet bezeichnet. Dabei werden alle vor Ort vorhandenen HVT (Hauptverteiler) bzw. KVZ (Kabelverzweiger) über sogenannte Outdoor-DSLAMs an das Glasfasernetz angebunden. Dann sind Bandbreiten möglich, wie sie bei ADSL schon heute aus den Gemeinden bekannt sind, in denen Hauptverteiler liegen, also DSL 16.000. Bei VDSL, einer Technik, die in Großstädten schon zum Einsatz kommt, sind auch Bandbreiten bis 100 MBit drin. 

Auch diese Lösung ist nicht ganz billig: Zunächst muss eine Glasfaseranbindung an zumindest einen KVZ geschaffen werden (genau das möchte die Stadt aktuell machen). Die anschließende Montage des Outdoor-DSLAMs kostet dem Vernehmen nach auch noch einen mittleren fünfstelligen Betrag. Die Telekom als Quasi-Monopolist investiert in aller Regel nur dann aus eigener Kasse, wenn die Zahl der Anschlussnehmer den Aufwand auch rechtfertigt. So schwer diese Einsicht auch fallen mag - Inneringen mit rund 400 Haushalten ist dafür ein paar Nummern zu klein! Deshalb strebt die Stadt an, nach erfolgter Verlegung der Leerrohre mit Glasfasern einen Betreiber zu finden und diesem einen entsprechenden Zuschuss zu bezahlen, wenn er einen Outdoor-DSLAM aufstellt. Das muss auch nicht zwangsläufig die Telekom sein. Einen Teil dieses Zuschusses kann die Stadt vom Land als Zuschuss bekommen.

Mit LTE wird eine Bandbreiten von bis zu 50 MBit verfügbar sind. Ob der einzelne dann auch tatsächlich diese Bandbreite abrufen kann ist dabei fraglich: LTE ist ein "Shared Medium", wenn also viele Nutzer gleichzeitig darauf zugreifen, teilt sich die Bandbreite auf. Von 10 MBit kann man aber wohl gesichert ausgehen, damit liegt Inneringen künftig mehr als deutlich über der Grenze von 1 MBit, welche die versorgten von den unterversorgten Bereichen trennt. 

So, und nun lesen wir den ersten Satz dieses Abschnitts nochmal: In dieser Frage darf man nicht den Fehler machen, absolute und für alle Zeit gültige Aussagen zur "optimalen Lösung" zu machen und nur diese zu wollen. 

Zwar macht LTE den Weg zu Full-Speed-DSL schwieriger, ohne LTE wäre es aber keineswegs gesichert, dass Full-Speed-DSL in den nächsten Jahren in Inneringen verfügbar wäre. Die Fertigstellung des Leerrohrnetzes wird realistisch betrachtet frühestens Mitte 2011 erfolgen. Dann müsste die Stadt zunächst eine öffentliche Ausschreibung machen und einen Betreiber finden, der diese Leerrohre bzw. die Glasfasern nutzt. Wie erwähnt gab es in nicht wenigen Fällen bei solchen Ausschreibungen keine Angebote, weder von der Telekom noch von anderen Betreibern. Im ungünstigsten Fall gab ein Anbieter mit Wimax- oder WLAN-Lösungen ein Angebot ab und musste berücksichtigt werden. Solche Lösungen sind LTE schon heute bei weitem unterlegen. Selbst wenn man aber einen DSL-Anbieter gefunden hätte, würde man wohl frühestens im Jahr 2012 tatsächlich auch eine technische Verfügbarkeit haben.

Vodafone bietet nun wohl schon zum Jahresende Zugänge an, selbst mit der marktüblichen zweijährigen Mindestvertragslaufzeit würde man sich also nichts vertun, wenn man bei den Mobilfunkern unterschreibt.

Was wird des Spaß kosten?

Vodafone hat bei der IFA erstmals Angebote öffentlich gemacht. Demnach wird man beispielsweise eine Bandbreite von bis zu 7,8 MBit für 39,99 € monatlich bekommen - allerdings gedeckelt auf maximal 10 Gigabyte pro Monat. Überschreitet man diese Grenze, wird der Zugang auf 384 KBit gedrosselt (und damit immer noch deutlich schneller sein als das aktuell verfügbare T-DSL-Unheimlich-Light). Die Kosten entsprechen somit dem Tarif Call & Surf Comfort der Telekom mit 6 MBit, allerdings mit dem Unterschied, dass bei der Telekom der Telefon-Festnetzanschluss mit Festnetz-Flat darin enthalten ist. Will man diese Option zusätzlich, zahlt man künftig also 30 Euro mehr für Telefon und Internet. Und wer jetzt plant, mit Voice-over-IP den Festnetzanschluss zu ersetzen: VoIP ist in aller regel mit LTE nicht möglich, die Anbieter wollen sich ja nicht ihr einträgliches Telefonie-Geschäft versauen.

Fazit: Wer mit dem bisherigen DSL-light-Angebot der Telekom zufrieden ist, sollte nicht wechseln, billiger kommt er nicht ins Internet. Wem das aber zu wenig ist, der hat mit LTE eine echte Alternative - muss aber auch mehr bezahlen. Falls mittelfristig wider Erwarten doch Fullspeed-DSL kommen sollte, dürfte die Mindestvertragslauftzeit bis dahin abgelaufen sein

Gibt es schon LTE Endgeräte und wie werden diese aussehen?

Noch gibt es sehr wenige Endgeräte. 

Vermutlich werden des Sticks sein (ähnlich wie ein WLAN-Stick), über die eine Verbindung hergestellt werden kann. Allerdings ist zu erwarten, dass sehr schnell auch Geräte kommen, mit denen man sein Heimnetzwerk anbinden kann.


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