Die SGHI im Saison-Check der Schwäbischen Zeitung

In dieser Besetzung bezwingt die SG Hettingen/Inneringen die SF Kirchen und schafft den Aufstieg in die Bezirksliga

Der Beinahe-Ex-Trainer lobt die Disziplin

In einer mehrteiligern Serie schaut die SZ auf die Fußballvereine, die seit dieser Saison nach einem Aufstieg in einer höheren Klasse spielen. Nach dem FV Altheim und den SF Hundersingen ist heute die SG Hettingen/Inneringen an der Reihe. Eine ganz besondere Erfolgsgeschichte.

Quelle: Schwäbische Zeitung / Marc Dittmann

Eigentlich wollte Michael Adelbert, der die Mannschaft in die Bezirksliga geführt hatte, seinen Trainerjob bei der Spielgemeinschaft in der Sommerpause an den Nagel hängen. So hatte er sich vor dem Relegationsspiel gegen Kirchen in Zwiefalten geäußert und daran änderte auch der 1:0-Sieg der SG zunächst nichts. Dass er dann doch zurückruderte hat seine Gründe: „Für mich war klar: Wenn der Verein ohne Trainer dasteht, helfe ich. Ich hätte mich allerdings nicht überreden lassen“, sagt der 45-jährige Finanzbeamte. Jedoch knüpfte er die Fortführung seines Engagements an Bedingungen. Adelbert erhielt ein Co-Trainergespann, Didi Czopiak und Roland Leicht, dazu kümmert sich Robert Müller als Trainer um die zweite Mannschaft. Die SG Hettingen/Inneringen – eine Gemeinschaft nicht nur auf dem Platz. Eben so, dass Adelbert auch noch genügend Zeit bleibt, sich seiner Familie zu widmen.

Der Trainer lobt den Charakter seiner Mannschaft. „Sie hat den Ehrgeiz, will oben bleiben. Die Spieler wollen zeigen und sich beweisen, dass sie das können.“ Besonders augenfällig ist dem Betrachter, wie sich die Mannschaft an die taktischen Vorgaben hält, diszipliniert spielt, was der Trainer verlangt. Adelbert ist glühender Verfechter der Viererkette. „Das wird bei der SG gespielt, seit ich dort bin. Das ist meine totale fußballerische Überzeugung. Da ist der komplette Fußballer gefordert.“ Dass die Mannschaft damit etwas spiele, was sie möglicherweise in der Jugend nicht gelernt habe und deshalb nicht konsequent umsetzen könne, lässt Adelbert nicht gelten. „Die Mannschaft hat Spaß daran, sie ist in diesem System mehr gefordert als in einem starren Korsett mit Manndeckern. „Ich habe bei meinem Amtsantritt das System vorgestellt und sofort war eine Begeisterung da.“

In dieser Saison hätte Adelbert beinahe auf einen seiner herausragenden Spieler verzichten müssen. Frank Steinhart (Adelbert: „ein kämpferisches Vorbild, die Mannschaft vertraut ihm“), landesligaerfahrener Akteur (FC Krauchenwies), erlitt beim Alb-Lauchert-Turnier eine so schwere Verletzung, dass er sogar einige Zeit auf der Intensivstation zubringen musste. Nach einem Schlag auf den Unterschenkel drohte ein Bluterguss nicht zu verschwinden. „Frank hatte kein Gefühl im Bein. Die Ärzte wollten den Muskel aufschneiden und freilegen, um so eine drohende Amputation zu verhindern. Glücklicherweise hat sich das Gerinsel dann in letzter Minute aufgelöst“, schildert Adelbert den Fall. Inzwischen ist Steinhart so weit genesen, dass er wieder Fußball spielt, was natürlich angesichts der Krankengeschichte von untergeordneter Bedeutung ist.

Noch scheint die Mannschaft von der großen Euphorie der Aufstiegsspiele zu leben. „Wir hatten eine sehr kurze Vorbereitung, haben erst kurz vor dem Alb-Lauchert-Turnier wieder angefangen zu trainieren“, sagt Adelbert. Ziel war es dann, möglichst schnell Kondition zu erarbeiten. Die Mannschaft trainierte jeden zweiten Tag oder bestritt ein Spiel.

Vor der Saison galt der Angriff als zu dünn besetzt. Auch Adelbert selbst sagt: „Ich habe nur zwei echte Stürmer, Florian Dangel und Marco Lieb“ – aber welche: Nach sechs Spielen ist die SG Zweiter, hat nicht nur die zweitbeste Abwehr der Liga, sondern auch den zweitbesten Angriff. Neun von 15 Toren erzielte Florian Dangel.

Im gesamten Kader steht mit Frank Steinhart nur ein Spieler mit Mitte 30, der Rest ist weitaus jünger. Neu ist für die SG auch, dass die zweite Mannschaft im Wettbewerb spielt, als Basis für die Bezirksligaelf. „Es herrscht natürlich in der Kreisliga B viel höheres Niveau als in der Reserverunde. „Somit können wir das als Unterbau Ernst nehmen. Unser Ziel in der Bezirksliga ist der Klassenerhalt. Und den Ehrgeiz, das zu schaffen, haben die Spieler auch“, sagt Adelbert, der die Liga jedoch „ausgeglichen stark“ einschätzt.

Der Stettener Michael Adelbert, selbst einst Mittelfeldspieler beim TSV Stetten a. k. M. und beim TSV Straßberg, trainierte seit seinem Rücktritt als Spieler 1999 bereits drei Jahre lang Hettingen, bevor er für zwei Jahre nach Harthausen/Scher ging, drei weitere Jahre Stetten übernahm und nach einer Pause von zwei Jahren im Jahre 2009 erneut die SG Hettingen/Inneringen übernahm. Wichtig sind ihm Disziplin und Pünktlichkeit, auch um die taktische und spielerische Qualität hochzuhalten. „Ich setze den Spielern klare Grenzen, sie wissen, was ich verlange und was auf sie zukommt. Dinge wie Pünktlichkeit sind mir wichtig. Wenn ich 19 Uhr sage, meine ich das auch, nicht Viertel nach sieben.“ Er freue sich darauf, nun einen in weiten Teilen ihm unbekannten Bezirk kennenzulernen, mit Mannschaften wie Bad Saulgau, Neufra und anderen: Neue Mannschaften, tolle Namen.“ Ein Genuss, in den er nicht gekommen wäre, hätte er vor der Saison – wie angedacht – aufgehört.

Mehr zur SG Hettingen/Inneringen unter www.sghi.de. Die Mannschaft spielt die Vorrunde in Inneringen, die Rückrunde in Hettingen. Dort entsteht derzeit das neue Sportheim.

Auf einen Blick

Fußball wird in der Doppelgemeinde eigentlich schon seit vielen Jahren gespielt, in Hettingen seit 1947, in Inneringen seit 1957. Bis ins neue Jahrtausend hinein ging das bei beiden Vereinen gut. Erst im Jahre 2002 zeichnete sich bei beiden ab, dass der Kader sehr dünn werden würde. Der TSV Inneringen schloss damals die Saison auf einem Abstiegsplatz in der Kreisliga A ab und auch die Reservemannschaft des TSV Hettingen stand vor dem Aus. Beide Vereine suchten die Fusion zur SG Hettingen/Inneringen. In der Übergangssaison 2002/2003 spielten die Inneringer beim TSV Hettingen mit, in einer „vereinbarten“ Spielgemeinschaft. Ein bisschen neidisch habe man damals in die Nachbarschaft geblickt, denn in Südbaden können „vereinbarte“ Spielgemeinschaften bis in die Bezirksliga aufsteigen. Parallel wurden die Weichen für die Neugründung gestellt. Auf dem Bezirkstag stellten beide Vereine den Antrag, der eine Zulassung von „vereinbarten“ Spielgemeinschaft bis in die Bezirksliga zum Ziel hatte – endgültiges Ziel blieb aber ein neuer Verein, die Ausgliederung der Fußballabteilung. Unter diesem Dach wurden auch die Jugendmannschaften zusammengeführt. Noch im Gründungsjahr 2003 gewann die SG den Alb-Lauchert-Pokal – ein erster Achtungserfolg. Wie weggewischt war fortan alle Rivalität, die Mannschaften fanden schnell zusammen und getreu dem Motto des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der die Integration fördert, „mas integracion“ (also: Viel Integration), setzt sich die Bezirksligamannschaft der SG zur Hälfte aus Hettingern und zur Hälfte aus Inneringern zusammen. Inzwischen ist die SG Hettingen/Inneringen mit mehr als 500 Mitgliedern der mitgliederstärkste Verein der Gemeinde, neben den beiden Mannschaften im Wettbewerb spielen bei den älteren Jugendmannschaften vier Juniorenteams für die SG (B- bis E-Junioren), darunter die B-Junioren in einer Spielgemeinschaft mit Kettenacker und Veringenstadt.

www.inneringen.de