Kakteen begleiten das Leben
von Familie Reiser aus Inneringen, und das schon über ein halbes Jahrhundert.
Inspiriert wurde Paul Reiser damals von einem Arbeitskollegen aus Mengen, der
ihm einen „Bauernkaktus“ im Tausch für ein Ei überlassen hatte. Heute ist das
extra für die Kakteen gebaute Gewächshaus auf über einhundert verschiedene
Arten angewachsen.
Echinopsis – im Volksmund „Königin der Nacht“ genannt, war der Beginn der Kakteenleidenschaft von Paul Reiser. Die Königin der Nacht sei jedoch eine Schlingpflanze, erklärt Reiser, doch da der Kaktus am Abend blüht und am nächsten Morgen schon verblüht ist, wird er gern als Königin der Nacht bezeichnet. Im Gewächshaus von Reiser steht man fast ehrfürchtig vor riesigen Säulenkakteen, die teilweise schon über 35 Jahre alt sind und bis 14 cm lange Stacheln haben.
Der Vollblutbotaniker gerät ins Schwärmen wenn er von der Geschichte seiner Kakteen erzählt. In seiner Jugend beherbergte Reiser die Kakteen in seinem Jugendzimmer; im Winter in Kisten und im Sommer natürlich im Freien. Seine Frau Toni erzählt schmunzelnd, sie hätte die Sonntage gerne auf dem Fußballplatz verbracht, doch das Interesse von Paul galt schon immer Flora und Fauna. Aber auch ihre Leidenschaft gilt den Kakteen und dem Garten, neben den Kakteen gibt es bei Reisers ein weiteres Gewächshaus für Gemüse, Blumen, einem Zitronenbaum und der zweiten großen Passion: über vierzig verschiedene Fuchsien wachsen und gedeihen in farbenfroher Pracht.
Doch zurück zu den Kakteen: Reiser weiß, wovon er spricht. Von Kanada bis Feuerland gebe es über zehntausend verschiedene Kakteen und man finde laufend neue Sorten. Die Einteilung erfolge in Familien und davon wiederum Unterarten und Abzweige. In seinem Gewächshaus sind 95% der Kakteen von Reiser selber ausgesät und auch veredelt. Man müsse immer die Herkunft berücksichtigen und das Umfeld dementsprechend ausrichten, weiß Reiser. Die Belüftung spiele eine wesentliche Rolle, „dann kann man auch beruhigt zwei Wochen in Urlaub fahren, das ist den Kakteen egal“. Jeder Kaktus blüht, führt Reiser aus, doch ob man es schafft, ihn zum Blühen zu bringen, ist die zweite Frage. Für die kalten Wintertage hat Reiser einen Nachtspeicherofen mit Zeitschaltuhr versehen, damit seine Schützlinge unbeschadet die lange und kalte Wintertage überstehen. Auf die Frage nach dem Umtopfen grinst Reiser. Trotz Handschuhen und einem übergestülpten Jutesack überstehe man die Prozedur nicht ganz schmerzfrei. Den frisch umgetopften Kaktus dürfe man mindestens vier Wochen lang nicht gießen, sonst kann keine Wurzel gebildet werden. Die allseits verhassten Schädlinge finden auch bei Reiser immer wieder Einzug, doch große Epidemien habe er noch nie gehabt.
Durch seine jahrzehntelange Erfahrung weiß
er auch inzwischen, wie er sofort reagieren muss, und eine Ausbreitung
verhindern kann. Mit Fachliteratur und
Informationen aus dem Internet holt sich Reiser immer aktuelle Tipps und
Ratschläge rund um sein Hobby. Auf die Frage nach der Vererbung des grünen
Daumens meint Reiser, bei seinen Söhnen sei dieser eher schmal ausgefallen,
aber seine Tochter habe auch das glückliche Händchen in der Pflanzenwelt.
„Dafür haben die Söhne die Fußballbegeisterung ihrer Mama geerbt,“ resümiert
er. Ob er sich überhaupt noch freue, wenn
er einen Kaktus oder eine Pflanze geschenkt bekomme? „Aber natürlich“,
antwortet Reiser fast empört, „es gibt doch nichts Schöneres als lebende
Pflanzen. Eine Leseratte freut sich doch auch über jedes weitere Buch.“
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