Presseecho zur Entscheidung in Sachen Grundschule

"Zwei Alb-Orte beenden ihren Schulstreit" 

Von einem beendeten Schulstreit zweier Alb-Orte spricht die Schwäbische Zeitung in ihrer Berichterstattung über die Entscheidung des Gemeinderats, die Hettinger Grundschule künftig als Außenstelle der Grundschule Inneringen zu führen.

Hier der vollständige Wortlaut des Berichts:

Schule mit Außenstelle 

Zwei Alb-Orte beenden ihren Schulstreit 

HETTINGEN - Eine zweite dramatische Wende hat der Schulstreit zwischen Hettingen und Inneringen genommen. Mitte November hieß es, eine der Schulen müsse aufgelöst werden, paar Tage später, nein, es gebe genügend Schüler für beide Schulen. Und jetzt wird Hettingen eine Außenstelle der Inneringer Schule.

Von unserem Redakteur Ignaz Stösser

„Eine selbstständige Schule wird es ab kommendem Schuljahr in Hettingen nicht mehr geben“, machte Bürgermeister Stefan Bubeck in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich. Die Verwaltung hatte in die Laucherttalhalle eingeladen, und mehrere Hundert Hettinger und Inneringer waren als Zuhörer gekommen. Diskussion für die Bevölkerung war nicht vorgesehen. 

Ausgelöst wurde diese erneute Wende vom Rückzug des Hettinger Schulleiters: Hans Fecht hat angekündigt, sich als Schulleiter zum Schuljahresende aus persönlichen Gründen zurückzuziehen. Und eine Schule von dieser Größenordnung – etwa 40 Schüler – erhält laut Bestimmungen des Regierungspräsidiums keinen neuen Schulleiter und muss aufgelöst oder an eine andere Schule angegliedert werden. 

Mehrfach hat der Gemeinderat in den vergangenen Wochen die neue Situation hinter verschlossenen Türen beraten. Vier Varianten standen zur Debatte: erstens könnten beide Schulen aufgelöst werden, wobei die Hettinger Kinder nach Gammertingen und die Inneringer nach Veringenstadt gehen; zweitens könnte man beide Schulen an einem Standort zusammenführen, wofür sich aber, wie die Diskussion im November gezeigt hat, keine Mehrheit findet; drittens könnte man die Hettinger Schule auflösen, den Hettinger Schulbezirk öffnen und den Eltern die freien Wahl lassen, ob sie ihre Kinder nach Gammertingen oder Inneringen schicken wollen; und viertens gibt es die Möglichkeit, die Hettinger Schule zur Außenstelle der Inneringer zu machen.

Ironie des Schicksals 

„Es ist die Ironie des Schicksals“, meinte Gemeinderat Hans-Walter Wolf (Hettingen), „zuerst hatte Hettingen zu wenig Schüler, jetzt hat es zu wenig Lehrer.“ Wolf wies darauf hin, dass die Außenstellen-Lösung die einzige Möglichkeit sei, die Hettinger Schule zu erhalten. Ziemlich schnell wurde deutlich – auch durch die Reaktionen der Zuhörer –, dass das letzte Modell bevorzugt wird, auch wenn manch ein Hettinger die neue Situation nur zähneknirschend akzeptieren wollte. 

Durch Fragen der Gemeinderäte an die anwesenden Vertreter des Fachbereichs Schule im Landratsamt, Walther Paape und Dieter Giehmann, wurden Einzelheiten über die neue Struktur bekannt. Auf die Frage von Wilfried Liener (Hettingen), welche Sicherheit es für die Außenstelle gibt, sagte Paape, dies hänge von der Zahl der Kinder und vom Schulträger ab. Wenn die Kinderzahlen weiter sinken, wird es künftig trotz allem nur eine Schule geben. Ob es in den kommenden Jahren in Hettingen immer alle vier Klassen der Grundschule geben wird, hängt ebenfalles von der Zahl der Kinder ab. Pro Klasse sind mindestens 16 Kinder nötig. Bürgermeister Bubeck deutete an, eine ÖPNV-Trasse zwischen Hettingen und Inneringen einrichten zu wollen, die nicht nur Schüler, sondern jedermann nutzen könne. Die Frage von Hans-Walter Wolf nach der Organisation der Elternvertretung beantwortete Paape so: In der künftigen Schule gebe es nur ein Gremium, dessen Zusammensetzung von der Schulleitung und den Eltern abhänge. 

Bei der Abstimmung sprachen sich sämtliche Gemeinderäte für das neue Modell aus.

Kommentar:

Wochenlang, ja monatelang haben sich die Hettinger und Inneringer misstrauisch beäugt. Keiner wollte dem anderen die aus Kindermangel notwendig gewordene gemeinsame Schule gönnen. Nun wollen sie doch miteinander am gleichen Strang ziehen.

Die Hettinger schwenken um 

Ignaz Stösser

Mucksmäuschenstill war es im Saal, nachdem Bürgermeister Stefan Bubeck die neue Situation erläutert hatte. Die Argumente waren eindeutig, zu diskutieren gab’s eigentlich nicht viel: Wenn Hettingen weiterhin eine Schule haben soll, dann geht das nur, indem sie Außenstelle von Inneringen wird. Mit langen Gesichtern auf Hettinger Seite hatte der Bürgermeister gerechnet. Doch es kam anders. Sich an der Diskussion beteiligen durften die Zuhören nicht, aber sie nahmen sich die Freiheit heraus zu applaudieren. Und die Stellen, an denen applaudiert wurde, waren bezeichnend. Bezeichnend dafür, dass man bereit ist, die Rivalität binnen kürzester Zeit abzulegen und gemeinsam am neuen Schulhaus zum Wohle der Kinder zu bauen. Maßgeblich zu diesem Schwenk beigetragen hat der Gemeinderat und Elternbeiratsvorsitzende der Hettinger Grundschule Hans-Walter Wolf. Anfangs hatte er sich vehement für den Standort Hettingen der gemeinsamen Schule eingesetzt, nun sicherte er unter Applaus dem Inneringer Schulleiter vertrauensvolle Zusammenarbeit zu. Und nur so kann etwas Gutes daraus werden: Alle richten gemeinsam den Blick nach vorn.

HIER geht es zum Artikel im Original

Nicht viel Neues also in der Presse, außer dass das Lauchert-Städtchen Hettingen nunmehr auch zum Alb-Ort mutiert ist.

Es ist das Privileg des Redakteurs, in einem Kommentar seine Sicht der Dinge zum Ausdruck zu bringen - in den Printmedien wie auch in diesem elektronischen Medium. Insgesamt kann dem Redakteur Stösser eine ausgewogene Berichterstattung bescheinigt werden, auch wenn seine Bewertung hinsichtlich der Verdienste einzelner Gemeinderäte so oder so gesehen werden kann.

Auffällig war auf jeden Fall, dass in manchen Ratshaushalten offensichtlich Calciumcarbonat auf dem Speiseplan stand - deutlich gemäßigter als noch im November war manche getätigte Äußerung. Wenn es nun dazu kommt, dass in Sachen Schule tatsächlich alle an einem Strang ziehen, dann soll es auch den Streit wert gewesen sein, der in den letzten Monaten zwischen Alb und Lauchert schwelte. Und: Eine Liebeshochzeit war auch die Gemeindefusion 1975 nicht, dennoch ist etwas sinnvolles daraus geworden. Man kann also - ein gewisses Augenmaß bei den Handelnden voraussetzend - die berechtigte Hoffnung haben, dass dies auch im Fall der Schule so sein kann.


Am 23. Februar erschien noch folgender Kommentar:

Marktplatz 

Rivalen können Freunde werden

Rivalität ist ein eher negativ besetzter Begriff: Zwei Partner kämpfen um den Vorrang, jeder will der bessere sein. Dabei geht es nicht immer friedlich ab, und die Kampfmethoden sind auch nicht immer fair. Jüngstes Beispiel eines solchen Kampfes in unserer Region ist der Schulstreit zwischen Hettingen und Inneringen, der nun durch eine überraschende Wende beigelegt werden konnte. 

Wochen-, ja monatelang hatten die beiden gleichwertigen Partner einer Kommune die gemeinsame Schule, die aus Schülermangel notwendig wird, für sich reklamiert. Und in diesem Streit gab es Stimmen, die sagten, lieber überhaupt keine Schule in der Kommune, als sie dem anderen zu gönnen. Nun haben sich Umstände ergeben, die der Vernunft zum Sieg verhelfen: Der Hettinger Schulleiter zieht sich aus persönlichen Gründen zurück, und einen neuen Schulleiter gibt’s für eine Schule dieser Größenordnung nicht mehr, also wird die größere Schule, die Inneringer, die Kernschule und die kleinere, die Hettinger, eine Außenstelle davon.

Bemerkenswert in diesem Fall ist, wie schnell aus Rivalen Interessenspartner werden konnten. Instinktiv haben die Hettinger und Inneringer wohl erkannt, welch neue Perspektiven zwei Schulen unter einer Leitung bieten können. Innerhalb von wenigen Minuten haben mehrere Hundert Zuhörer aus Hettingen und Inneringen in der Gemeinderatssitzung das Kriegsbeil begraben und den Schwenk vollzogen. Wobei den Hettingern gewiss der schwierigere Part zufiel, denn sie verlieren ihre eigenständige Schule.

Was im sportlichen Bereich schon seit geraumer Zeit möglich ist, kann nun auch die Kinder erfassen: ein fruchtbares Miteinander. Dies ist umso wichtiger, da Hettingen in das Bildungshaus-Projekt des Landes aufgenommen worden ist und nun unter der Federführung des kompetenten Inneringer Schulleiters Siegfried Haule im erzieherischen Bereich mit einer Stimme sprechen kann. Das Projekt, das auf sieben Jahre angelegt ist und lediglich etwa 30 Schulen im Land umfasst, zielt darauf ab, die vorschulische und die schulische Bildung miteinander zu verknüpfen. 

„Es ist nichts so schlecht, dass es nicht zu etwas gut ist“, meinte Bürgermeister Stefan Bubeck in der Gemeinderatssitzung versöhnlich. Und das Gute ist: Wenn Kinder früh Gemeinsamkeiten entwickeln, ist dies die beste Voraussetzung, um aus Rivalen Freunde zu machen. 

Ignaz Stösser

HIER geht es zum Kommentar im Original

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