Zwei nicht unwesentlich das Ortsbild prägende Gebäude wurden in den letzten Wochen dem Erdboden gleich gemacht: Die Molke und das Fabrikgebäude der Firma Hospach Muttern.
Die "Schraubenfabrik", einstmals der einzige "Ur-Inneringer" Metallbetrieb, soll einer Wohnbebauung weichen. Die Stadt hat das Areal erworben und hat bereits das entsprechende Bebauungsplanverfahren eingeleitet.
Hier der entsprechende Bericht im Amtsblatt der Stadt Hettingen:
In der öffentlichen Sitzung vom 12. Juli 2005 befaßte sich der Gemeinderat mit folgenden Themen:
Entwurf des
Bebauungsplans „Käppelebrühl II“ in Inneringen
Der Gemeinderat hat am 19.04.2005 die Aufstellung eines Bebauungsplanes
„Käppelebrühl II“ in Inneringen beschlossen und damit das
Bebauungsplanverfahren förmlich eingeleitet. Zwischenzeitlich wurde durch das
beauftragte Architekturbüro Pfaus u. Partner aus Sigmaringen der zeichnerische
und textliche Teil des Bebauungsplanes samt einer Begründung ausgearbeitet und
dem Gemeinderat vorgestellt. Das künftige Baugebiet mit insgesamt 11 Bauplätzen
soll als allgemeines Wohngebiet ausgewiesen werden, wobei bei den
planungsrechtlichen Festsetzungen darauf geachtet wurde, dass diese so gering
wie nur möglich gehalten werden, um ein flexibles Bauen zu ermöglichen. Es
wurden deshalb nur Festsetzungen bezüglich der Grundflächenzahl, der
Geschossflächenzahl und der Zahl der Vollgeschosse, der Höhe der baulichen
Anlage und Maßnahmen zum Schutz von Natur, vor allem die Ausweisung von Flächen
für Anpflanzungen von Bäumen und Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen
vorgesehen. Die Größe der Bauplätze reicht von 530 bis 1.005 qm. Im Entwurf
der Satzung über die örtlichen Bauvorschriften des Bebauungsplanes wurden
Festsetzungen bezüglich der Dachgestaltung (Satteldach mit Dachneigungen von 32
bis 42°) und zur Gestaltung der Nebenanlagen und der Einfriedungen getroffen.
In der Aussprache wurde angeregt, auf einen Gehweg entlang der Straße gänzlich
zu verzichten und Vorschriften zur Ausweisung von Stellplätzen auf den
Baugrundstücken aufzunehmen.
Mehrheitlich entschied sich der Gemeinderat auf einen Verzicht des Gehwegs und
die Straße lediglich auf eine Breite von 5,50 m auszubauen. Bezüglich der
Stellplätze wurde festgelegt, dass mindestens 2 auf dem Bauplatz ausgewiesen
werden müssen.
Auch wurde der Entwurf des Bebauungsplanes samt der Satzung über die örtlichen Bauvorschriften gebilligt und beschlossen, diese öffentlich auszulegen.
Weiterhin ist nach
den Vorschriften des Baugesetzbuches für den Bebauungsplan eine Umweltprüfung
durchzuführen, da die Umwidmung einer Gewerbefläche (früheres Firmengelände
Hospach) in eine Wohnbaufläche eine wesentliche Änderung der Grundzüge der
Planung darstellt. In der Umweltprüfung werden die Auswirkungen des Vorhabens
auf alle umweltrelevanten Belange (Menschen, Tiere, Pflanzen, biologische
Vielfalt, Boden, Wasser, Luft, Klima, Landschaft sowie Kultur und Sachgüter)
geprüft und in einem Umweltbericht dargestellt. Das Büro 365° Freiraum und
Umwelt aus Überlingen wurde mit der Erstellung des Umweltberichts beauftragt
und stellte diesen dem Ge-meinderat vor.
Das Plangebiet ist für Naturhaushalt und Landschaftsbild insgesamt von
mittlerer bis geringer Bedeutung. Erhebliche Auswirkungen ergeben sich durch den
Verlust von Boden und die Beeinträchtigung während der Bauarbeiten. Ebenfalls
betroffen ist die Tier- und Pflanzenwelt. Durch die Bebauung gehen Biotope
verloren. Für die hinzuziehende Bevölkerung bestehen Beeinträchtigungen durch
Geruchsemissionen aus der Landwirtschaft sowie Verkehrslärm von der Sigmaringer
Straße. Negative Auswirkungen von geringer Erheblichkeit sind auf die Schutzgüter
Wasser, Klima/Luft, die Landschaft sowie durch Wechselwirkungen zu erwarten.
Positive Veränderungen sind durch den Abriss des Gewerbegebäudes zu erwarten.
Durch die geplanten Maßnahmen zur Vermeidung, Minimierung und Kompensation im
Plangebiet können negative Auswirkungen auf die Umweltbelange weitgehend
reduziert werden. Die verbleibenden, unvermeid-baren Eingriffe können durch
Abbuchung aus dem momentanen in Aufstellung befindlichen Ökokonto vollständig
kompensiert werden. Zusammenfassend konnte dabei festgehalten werden, dass nach
derzeitigem Kenntnisstand nach Realisierung der Planung und der Maßnahmen zur
Vermeidung, Minimierung und Kompensation der Eingriffe keine erheblichen
nachteiligen Umweltauswirkungen zu erwarten sind.
Nach einer kurzen Aussprache nahm der Gemeinderat von dem Umweltbericht mit integriertem Grünordnungsplan zustimmend Kenntnis.
Inzwischen dürfte das gesamte Areal abgeräumt sein, hier noch ein paar Bilder von den Abbrucharbeiten:
Die ortsansässige Firma Abbruch-Sauter (zu finden in der Rubrik "Handel und Gewerbe") leistete einmal mehr ganze Arbeit...
Der dem Ort zugewandte Teil der Fabrik wurde von einem örtlichen Landwirt übernommen und soll andernorts als landwirtschaftlicher Schuppen weitergenutzt werden.
Fast schon chirurgisch wurde die Stahlkonstruktion Stück für Stück auseinandergenommen.
Auch die Molke vis-á-vis vom Adler musste dran glauben. Bis Ende der 70er Jahre lieferten hier die Inneringer Landwirte mit Molkewägele und Milchkanten ihre Milch ab. Chef des Hauses war lange Zeit der bereits verstorbene "Molker" Stefan Lehleuter, später dann noch Paula Gluitz.
Das "Molke-Schild". Dem Vernehmen nach ist das Schild in Privatbesitz übergegangen (Edi Metzger) und bleibt somit der Nachwelt erhalten.
Hier kam allerdings kein einheimisches Unternehmen zum Zug.
So. Weg isse. Ob jetzt auch ein Geländer drumrum kommt? Jedenfalls sind die Streitigkeiten vergangener Jahrzehnte, als ein Angrenzer den Zugang für die Molkekinder einzuengen versuchte, offenbar vergessen. Heute kann jeder bequem die Freifläche befahren.