Auch in diesem Jahr tagte wieder das hohle Gricht, diesmal am Abend in malerischem Ambiente beim Narrenheim. Angeklagt waren Udo Stauß und Heike Teufel, den Verhandlungsverlauf inszenierte wiederum Holger Bohner.
Obwohl es bitterkalt war, traf sich eine stattlich Zahl von Zuhörern beim Narrenheim.
Besonderer Beliebtheit erfreute sich die gut bestückte Schneebar.
Das hohle Gericht trifft ein und schreitet zur ersten Verhandlung:
Gerichtsdiener
(Marc Fritz):
Erhebet Euch! Es tagt das ehrwürdige hohle Kohlrabagricht z Enerenga unter
Vorsitz des gnadenlosen, unbarmherzigen, auferstandenen und wieder
zusemengeflickten Kohlrabaverhäxlers Timo Metzger, der noch keinen laufen
gelassen hat – schuldig oder unschuldig.
Zu meiner Rechten:
Der unerschrockene, ewig erfolglose Verteidiger Faxe, der noch ieberhaupt gar
keinen einzigen Fall gewonnen hat, auch wenn sein Mandant noch so unschuldig
geguckt hat.
Zu meiner Linken:
Der großartige, unglaubliche Enerenger Staatsanwalt Bernd, hart ond so jabbas
von ungerecht. Sein Motto lautet: „Vertrauet Euch mir an, damit ich Euch verhäxeln
kann“.
Folgende Fälle
werden heute verhäxlat:
1.
Das närrische Enerenger Kohlrabavolk gegen die Industriemafia von
Enerenga, vertreten durch den Oberpaten Don Udo, genannt „der Fruuchtzermalmer“.
2.
Das närrische Enerenger Kohlrabavolk gegen die diktatorische Regierung
von Enerenga, vertreten durch die Quotendiktatorin Heike T., genannt „die
Teufel-Heike“.
Als
Kronzeuge der Anklage dient in beiden Fällen der Enerenger Geheimrat Schorsch,
der gar nix weiß, aber alles weiterverzehlt.
Wir grüßen
das hohle Gericht (hält Schwarzwust hoch) und flehen um geistigen Beistand (hält
Schnaps hoch) mit einem dreifach kräftigen Kohlraba-
Richter
(Timo Metzger): (Bums)
Die Sitzung ist hiermit eröffnet.
Kohlrabadiener führen sie den Angeklagten Udo Stauß, Obermafioso, wohnhaft im
Onderdorf auf die Anklagebank und stellen Sie die Personalien fest.
Gerichtsdiener: (holt ihn und stellt die Personalien fest)
Wie viele Mitarbeiter beschäftigen
Sie? - Antwort: Oh je, vill!
Stimmt
es also, daß Sie der größte Arbeitgeber in ganz Enerenga sind? - Antwort: Ka
schau sei!
Haben
Sie denn kein schlechtes Gewissen, wenn Sie immer neue Arbeiter in diese
schlechte Welt setzen? - Antwort: Noi!
Richter:
Das ist ja it zu fassen. Da braucht man sich ja it wundern, wenn sich die
Faulenzervertreter dermaßen über Sie aufregen. Gerichtsdiener, fahren sie mit
dem peinlichen Verhör fort!
Gerichtsdiener:
Arbeitet Ihr Unternehmen mit Gewinn?
Richter:
Aha, das ist ja interessant. Gerichtsdiener, mei brauche ich gar it wissen. Wenn
in Enerenga einer mit Gewinn arbeitet, dann ist das schon äußerst verdächtig.
Staatsanwalt
(Bernd Metzger):
Hohles Gericht! Als
Vertreter des Enerenger Kohlrabavolkes klage ich den hier dochtenlaus
herumhockenden Paten Don Udo, genannt „der Fruuchtzermalmer“, wegen
Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung an.
Richter:
Was ist denn das für eine Vereinigung?
Staatsanwalt:
Sie nennen sich „die Unternehmer“ und ihr einziges Ziel ist es erfolgreich
zu sein. Dafür nehmen sie sogar in Kauf, andauernd schaffen zu müssen.
Richter:
Das ist allerdings sehr verwerflich. Am Ende macht denen die Arbeit womöglich
noch Spaß, oder was?!
Verteidiger:
Einspruch Euer Ehren! Eure Hohlköpfigkeit, von Spaß bei der Arbeit kann gar
keine Rede sein. Mein Mandant arbeitet ja gar it, der läßt doch andere für
sich schuften. Er selber tut gar nix, also ieberhaupt gar nix. Der ist so
stinkfaul, daß er noch it einmal selber Lastwagen fährt.
Richter:
Ah so. Ist das so, Herr Staatsanwalt?
Staatsanwalt:
Der fährt nur it selber Lastwagen, damit er seine Arbeiter besser drangsalieren
kann.Die sind dermaßen eingeschüchtert, daß sie unter Mißachtung jeglicher
Verkehrsregeln mit ihren Lastwagen herumrasen wia gsenkte Sei. Der Zeige hier
kann das bezeugen.
Kronzeuge
(Georg Brandstetter):
Jawohl, ich bezeuge alles.
(kurze
Pause)
Richter:
Also Herr Zeige, wir hören.
Kronzeuge:
I heir nix.
Richter:
Nein. Sie sollen uns verzehlen, was Sie da gesehen haben.
Kronzeuge:
Alles! Alles habe ich gesehen. Ganz genau habe ich es gesehen. Ha, ich war ja
sozusagen direkt dabei.
Richter:
Sie haben also gesehen, wie die Lastwagenfahrer vom Udo in der Gegend
herumrasen.
Kronzeuge:
Ach so, jo, des nadierle au. Also die rasen umeinander, also das ist schon, also
das ist direkt, also schnell ist das, jawohl schnell.
Verteidiger:
Einspruch Eure verfressene Hohlheit. Mein Mandant läßt den Knausen-Johannes
aus purem Mitleid in seinem Rennstall, äh Unternehmen, fahren.
Richter:
So, so.
Verteidiger:
Jawohl, genau so ist das. Heulend und schluchzend kam der arme Knausen-Johannes
bei meinem Mandanten an. Er konnte es it mei ertragen, daß sein schöner
Riesentraktor ständig von allen überholt wurde, wenn er auch noch so viel
Sprit verbrauchte. Da gab ihm mein selbstloser Mandant einen seiner berühmten
Rennlaster, mit dem der Knausen-Johannes jetzt Tag und Nacht in der Gegend
herumsausen kann. Der ist dabei
richtig aufgeblüht. Manchmal zerspringt sein Herz beinahe vor Freude. Dann geht
er mit dem Altweiberballett in den Stall und trinkt mit den Kühen und seinen Kälbern
eine Kiste Sekt, damit die sich auch so freuen, wie er.
Richter:
So ist das also. Was sagen Sie dazu, Herr Staatsanwalt?
Staatsanwalt:
Der arme Knausen-Johannes wird von dem Angeklagten genauso geknechtet und
ausgebeutet, wie alle anderen. Der
muß jetzt sogar bei den Bauren herumhausieren und denen das Futtermittel vom
Don Udo andrehen.
Richter:
Stimmt das, Herr Zeige?
Kronzeuge:
Jawohl! Und zum Beweisen, was das Futtermittel für tolle Häge gibt, muß der
Knausen-Johannes das Futter selber jassen – in fünf großen Mahlzeiten jeden
Tag.
Richter:
Bloß fünf. Das ist wirklich eine Schande.
Staatsanwalt:
Genau. Und die anderen Fahrer wurden alle aus niederen Beweggründen
eingestellt. Den Lude-Adrian zum Beispiel hat der Angeklagte nur eingestellt,
weil er einen Dachschaden hat. Und der Adrian ist Zimmermann und muß darum in
seiner Freizeit die abgebrannten Hütten dieses Obermafioso wieder aufbauen und
herrichten. Oder den
Teufel-Georg, der den größten Monstertraktor weit und breit hat. Den hat er
nur eingestellt, damit im tiefen Winter jemand seinen riesigen Hof bahnt, weil
er sich selber viel zu fein dazu ist.
Verteidiger:
Einspruch! Ich rebelliere! Wohl hohl geborener Vielfraß, der Teufel-Georg ist
ein Esel - ich meine ein Pferd, ein trojanisches. Jawohl ein trojanisches Pferd,
eingeschleust von der habgierigen Konkurrenz meines unbescholtenen Mandanten, um
diesen zu vernichten. Da läßt
man den Teufel-Georg Tag für Tag mit so einem wunderschönen Laster in der
Gegend herumkurven und schenkt ihm auch noch Giald dafür – und dann kauft der
sein Futtermittel woanders, nur weil er die gerechten Wucherpreise meines
herzensguten Mandanten it bezahlen will.
Staatsanwalt:
Pah, friedliebend! Von wegen! Wie friedliebend der ist, kann man ja ganz genau
sehen. Euer vollgesoffener
Trinker, wenn der Angeklagte so friedliebend ist, warum hat er dann gerade erst
vier riesige Raketensilos gebaut, die im Leben keiner braucht?
Verteidiger:
Einspruch Allerwertester! Mein Mandant mußte diese vier riesigen Raketensilos
wegen dem Denkmalschutz bauen. Da unten muß nämlich alles wieder so werden,
wie es zu Zeiten der seligen Nato-Station war. Darum mußte der große Enerenger
Sportstätten- und Bergsteigerfelsenerbauer Wilfried auch diese häßlichen
Kies- und Schotterberge aufschütten. Und der Lamma muß ab nächstes Jahr sein
Altöl wieder in die Wiese leeren.
Richter:
Aha, und darum stinken und rußen die Laster vom Angeklagten auch derartig, daß
es einem himmelangst werden kann.
Verteidiger:
Genau, Eure Volltrunkenheit! Mein
Mandant ist halt ein ganz gründlicher. Der legt am Ende des Telefonats auch it
einfach den Hörer auf. Nein, der schneidet gleich das Kabel durch, so gründlich
ist der.
Richter:
Hört, hört, da sagen Sie
wohl nix mei, Herr Staatsanwalt.
Staatsanwalt:
Hohles Gericht, der
Angeklagte ist ein Schurke sonders gleichen. Um
die Enerenger Bevölkerung abhängig zu machen, beliefert er jetzt die Vereine
mit allerlei alkoholischen Getränken, die diese bei ihren Festen den
ahnungslosen Gästen verkaufen müssen.
Richter:
Ja aber das ist doch it schlimm. Oder haben Sie jabbas gegen den Alkohol?
Staatsanwalt:
Natürlich it. Das Schlimme ist aber, daß der Alkohol bei den Festen mit
allerlei gesundheitsschädlichen Substanzen gepanscht wird, damit man it so
schnell einen Rausch bekommt. Da gibt es dann Wodka-Kirsch, Batida-Orange oder
sogar Whisky-Cola.
Richter:
Frevel ist das, genau! Herr Staatsanwalt, das reicht! (steht auf und klopft) Ich
verkünde jetzt das Urteil. Der Pate Don Udo Stauß, wenn das überhaupt sein
richtiger Name ist, wird für schuldig befunden, allerlei Unsinn getrieben zu
haben und kein Faulenzer zu sein.
Gerichtsdiener: Jawohl, Herr Gericht! (vollstreckt Urteil)
Zweite Verhandlung:
Gerichtsdiener:
Es folgt der Prozeß „das närrische
Kohlrabenvolk gegen die Vertreterin der Enerenger Willkürregierung, Hilfs- und
Quotendiktatorin Heike T., genannt „die Teufel Heike“. Erhebet
Euch für das Hohle Gericht.
Richter:
(klopft)
Setzen! Kohlrabadiener, führen Sie die Angeklagte vor.
Gerichtsdiener:
(Stellt die Personalien fest)
Stimmt es, daß Sie als Weib im Enerenger Gmoidsverrot sitzen? - Antwort: Ja!
Ja schämen Sie sich denn überhaupt
it – als Weib im Gmoidsverrot…
Richter:
Regen Sie sich doch it auf, Gerichtsdiener. Einer muß den Herren
Gmoidsverrätern ja schließlich den Kaffee kochen. Staatsanwalt, was wird der
Angeklagten denn zur Last gelegt?
Staatsanwalt:
Hohles Gericht! Närrisches Volk von Enerenga! Als Vertreter der wahren
Enerenger Regierung klage ich die hier anwesende Teufel-Heike an, im
Gmoidsverrot nur Schindluder zu treiben und Enerenga zum Gespött der eigenen
Bevölkerung zu machen. Das ganze soll dazu dienen, daß es den männlichen
Enerenger Kohlraben verleidet und sie in Scharen den Oat verlassen. Dann hätten
die Weiber die Herrschaft über unsere schöne Enerenger Hoimat. Um dem Ganzen
die Krone aufzusetzen, wird bei den halbverfallenen Hütten im finsteren Tal ein
Narrenmuseum gebaut, in dem dann die männlichen Enerenger Gmoidsrät
ausgestellt werden sollen.
Verteidiger:
Einspruch! Eure bierbäuchige Verfressenheit, hier liegt eindeutig ein
Irrtum vor. Dieses Narrenmuseum dient einzig und allein dem Tourismus und seinen
Segnungen. Durch die vielen Millionen fremden Gäste soll endlich Bildung und
Kultur in das finstere Tal der Lauchert gebracht werden, in das ja auch Enerenga
mittlerweile verfrachtet worden ist. Dem gleichen Zweck dient ja auch die großartige
Volkshochschule, die mit dem Giald, das vom Bau des Narrenmuseums übrig bleibt,
finanziert werden soll. Daß es dringend notwendig ist, daß die da unten
schreiben und vor allem rechnen lernen, sieht man schon daran, daß offenbar
keiner wußte, daß man mit Schulden nix finanzieren kann.
Richter:
Können Sie das bestätigen, Herr Zeige?
Kronzeuge:
Nein, Eure Hohlköpfigkeit. Das alles ist ganz
anders. Im vergangenen Jahr fand eine große Volksbefragung statt, die mit
Millionen von Steuermitteln finanziert wurde. Da sollten die Enerenger ihre größten
Probleme nennen und Verbesserungsvorschläge machen. Das Ergebnis dieser
Befragung wurde jedoch von der Angeklagten und ihren rebellischen Komplizinnen,
den Weibern vom Gmoidsrot, derart verfälscht, daß nur noch Blödsinn
herauskam. Oder glauben Sie ernsthaft irgendein Enerenger braucht ein
Narrenmuseum für die Kultur, eine Volkshochschule für die Bildung oder eine Spülmaschine
in der Turnhalle für – ja wofür eigentlich? Die einzigen, die dort spülen
sind doch sowieso die Conny und ihre Weiber. Und das auch nur am Bürgerball –
um von ihren besoffenen Männern Ruhe zu haben.
Verteidiger:
Einspruch, Eure Fettleibigkeit. Daß das it wahr ist, sieht doch jeder Ochse!
Richter:
Herr Verteidiger! Justitia ist kein stierender
Ochse, sondern eine blinde Kuh, die die Wahrheit it sehen darf und it sehen
will. Das Gericht sieht einzig und allein die Tatsachen, und die darf ein jeder
so verdrehen, wie es ihm gerade paßt. Herr Staatsanwalt, fahren Sie mit Ihrer
Verdrehung, äh, mit Ihrem Vortrag fort!
Staatsanwalt:
Die Weiber vom Gmoidsrot haben nur Schikanen im
Kopf. Da läßt man die Bauren zuerst in schwerstem Frondienst einen Fialdweg
beim Sportplatz bauen, den sie auch noch selber bezahlen müssen, und dann baut
man darauf einfach eine Tartanbahn. Diese Weiber wollen uns Mannen doch nur mürbe
machen, damit wir uns alles gefallen lassen. Ist es it so, Herr Zeige?
Kronzeuge:
Jawohl.Jetzt sollen sogar die Straßen verengt werden und links und rechts
sollen Dreckstreifen entstehen, in denen man dann im Frühling und im Herbst
stecken bleibt, damit man it mei so viel mit dem Auto im Oat herumwunderfitzen
kann. Und außerdem sollen überall sinnlose Parkbuchten entstehen, die man dann
wieder einzäunen kann, damit man sieht, daß man ja könnte, wenn man dürfte.
Verteidiger:
Einspruch! Das stimmt ja gar it. Die Weiber vom Gmoidsrot wollen nur, daß
eisern Oat schöner wird. Dafür fahren sie mit den Mannen vom Gmoidsrot sogar
wochenlang sinnlos im ganzen Land herum, um die schönsten Straßenlaternen zu
finden, die man dann im ganzen Oat aufstellen kann, weil es da ja nochkeine
gibt. Die Gmoidsrät kamen sich schon vor wie Feierwehrleite – so lange fuhren
die in der Gegend herum, bis es einem nach dem anderen schlecht wurde.
Richter:
Das nenne ich Einsatz.
Staatsanwalt:
Von wegen Einsatz! Denen wurde es doch erst schlecht, nachdem sie gelesen
hatten, daß Aulendorf, das ja sooo schöne Straßenlaternen hat, daran Bankrott
gegangen ist.
Rechtsanwalt:
Einspruch, Eure Vollheit! Ein zu Rate gezogener
Wirtschaftssachverständiger hat gesagt, daß das in Enerenga gar it passieren
kann.
Richter:
Kronzeuge:
Ja, da hat der da ausnahmsweise Mal recht. Der Sachverständige hat nämlich
gesagt, daß man schließlich nur einmal Bankrott gehen könne, und da sei
Enerenga schon lange darüber hinaus.
Richter:
Also Herr Verteidiger, da sollten Sie doch lieber
bei der Wahrheit bleiben. Sie wissen ja – das Gericht sieht alles, was es
will.
Verteidiger:
Eure Hohlheit, die Stadt tut doch wirklich alles,
um Giald zu sparen. Weil die Waldarbeiter keine Arbeit mei haben, weil ihnen die
Wiebke und der Lothar alle Bäume umgeworfen haben, verrichten die jetzt
allerhand Arbeiten, für die man sonst Leute nehmen würden, die es auch können.
So haben Sie im letzten Jahr zum Beispiel die Bruchbude im finsteren Tal
geflickt, in der der grimmige Bürgermeister residiert.
Richter:
Des heddat se renger bleiba lau. Was arbeiten die
Waldarbeiter denn sonst noch, wenn sie nix zu tun haben? Das kann ja schließlich
it alles sein.
Verteidiger:
Nein, nein, natürlich it. Die Enerenger
Waldarbeiter werden zum Beispiel zum Bahnen eingesetzt, wo kein Unimog fahren
kann, damit keiner beim Dauerlauf durch den Schnee rennen muß. Oder zum flicken
von verrotteten Zäunen im finsteren Tal. Außerdem zum Rasenmähen, zum
Verrichten von Malerarbeiten, und zum Austauschen des Sandes im
Kindergartensandkasten. Außerdem haben sie im letzten Jahr an der Straße, die
in den finsteren Abgrund führt, die Rupfensäcke durch Maschendraht ersetzt,
weil die Rupfensäcke in dieser finsteren Einöde einfach it so einwachsen
wollten, wie sich das so mancher ahnungslose Zeitgenosse vorgestellt hat.
Richter:
Sehr schön. Da tun unsere Waldarbeiter doch
endlich einmal das, wofür sie auch bezahlt werden, it wahr Herr Staatsanwalt?
Staatsanwalt:
Das ist doch nur ein weiterer Beweis dafür, wie
die Enerenger Mannespracht vom Gmoidsrot und vom Bürgermeister, geknechtet
wird. Und diese wiederum werden von der Weiberclique em Gmoidsrot beherrscht.
Der arme Birkle-Karle mußte zum Beispiel mit blanken Händen eine meterhohe
Schneebar bauen, mit der der Bürgermeister dann bei seinen Gästen prahlen
konnte. Der Bürgermeister selber ist ja mittlerweile dermaßen deprimiert, weil
er so machtlos ist, daß er jede Einladung zu irgendeinem Festgelage annimmt,
nur um it mei ans Regieren denken zu müssen. Neuerdings geht er sogar zu den
Menschen, die keine Sonne sehen, um mit ihnen zu feiern.
Verteidiger:
Einspruch, Eure Verfressenheit! Der Bürgermeister
mag es halt, wenn die Menschen gemeinsam feiern. Darum freut er sich auch so, daß
im nächsten Jahr das Ringtreffen in Enerenga stattfindet.
Richter;
Ja, das glaube ich doch auch, daß der sich da freuen wird, it wahr Herr
Staatsanwalt?
Staatsanwalt:
Wenn der sich so freut, warum gebietet er dann dieser Weiberbande im
Gmoidsrot it endlich Einhalt? Herr Zeige, schildern Sie dem Gericht bitte, was
ich hören will.
Kronzeuge:
Ja also, das ist nämlich so, Hohler Richter.
Weil die Weiber es it sehen können, wenn wir Mannen ausgelassen und fröhlich
sind, sabotieren sie das Ringtreffen, wo es nur geht. Die lassen sogar extra die
Straßen aufreißen und Gräben graben, in denen dann der Ringumzug stattfinden
soll, damit ihn keiner sieht. Außerdem werden im Mitteldorf alle alten Häuser
abgerissen und die freien Flächen eingezäunt, damit wir Mannen nirgendwo mei
hinbieseln können, nur weil die Weiber dazu immer hinhocken müssen.
Verteidiger:
Einspruch, Eure hohle Taubheit. Der Zaun beim Metzger-Wille seinem seligen
Haus wurde einzig und allein gebaut, um ein Verkehrschaos an sialra Kreizong zum
verhindern. Ohne diesen Zaun stünden dort Sonntag für Sonntag dutzende
Reisebusse, die beim größten Tourismusunternehmen von Enerenga einkeiren und täten
die Straßen verstopfen. So aber müssen diese auf den vom Boizer rücksichtsvoller
Weise außerhalb der Oatschaft ausgewiesenen Parkplätzen parken und die
Enerenger haben ihre bald viel zu engen Straßen für sich ganz alleine.
Staatsanwalt:
Da sieht man es wieder. Diese Weiber haben doch
nix besseres zu tun als die große Enerenger Tourismusindustrie zu behindern, wo
es nur geht. Zuerst sollen riesige Windradungetüme gebaut werden, die keiner
braucht. Als sich ein tapferer Streiter gegen diesen Unsinn wehrt, stacheln sie
den unbedarften Jüngling Abbruch-Peter an, ein riesiges Haus im Dullesbiarg zu
bauen, das so groß ist, daß man sogar darin wohnen kann. Wie die Enerenger
Weiber den Tourismus in Enerenga hintertreiben sieht man daran, daß sich nie
eine für die Enerenger Großbrauerei interessierte. Kaum hat die aber ihre
Kessel für immer geschlossen, da zwingen die Weiber vom Altweiberballett den
armen Bürgermeister, ihnen eine exklusive Führung durch ein namentlich it
genanntes Brauhaus in Schussenried zu organisieren.
Verteidiger:
Einspruch Eure bierbäuchige Verfressenheit.
Kronzeuge:
Also da muß ich jetzt auch was sagen, Eure
Hohlheit. Dieser Ausflug diente den Weibern lediglich dazu, neue Pläne zu
machen, wie man die Enerenger Herrlichkeit unterdrücken kann.
Verteidiger:
Pah, der Herr Kronzeuge, das ich it lache. Dieser
Kronzeuge ist doch schon lange it mei in Enerenga. Der und seine ganze
verkommene Generation verlassen den Oat doch in Scharen, diese Taugenixe. Und
die armen Eltern hocken dann auf ihren Quadratkilometer großen Bauplätzen
mitten im Oat herum, weil sie keiner will. Und die Baugebiete wandern immer
weiter nach Bengen naa, daß man bald schneller im Fischle ist, als im Adler.
Staatsanwalt:
Hohler Richter, ich habe nie gesagt, daß der Zeige glaubwürdig ist. Aber
verzehlen kann er halt so gut.
Richter:
Das sehe ich natürlich ein. Gefräßigkeit und Versoffenheit sind nie schön,
wenn man dabei zugucken muß. Das Gericht berät sich kurz und verkündet dann
das Urteil. (zum Gerichtsdiener) Jetzt, was drengat mr? An Jägermoischder oder
an Whisky?
Gerichtsdiener:
Also mi dät grad an Jägermoischder amacha.
Richter:
Noch schenk ei, hie. (beide trinken, Richter wieder zum Publikum) Nach ausführlicher
Beratung ist das Gericht zu dem Schluß gekommen, daß die Angeklagte als Weib
im Gmoidsrot sowieso schuldig ist und verhäxlat geheit. Kohlrabadiener,
vollstrecken Sie das Urteil!
Gerichtsdiener:
Jawohl, Eure Hohlheit! (vollstreckt Urteil)
Die letzten Worte der
Angeklagten sind leider nicht überliefert...
-ENDE-