Narrengericht

Keine Gnade - Alle verhäxelt!

Auch in diesem Jahr tagte wieder das hohle Gricht, diesmal am Abend in malerischem Ambiente beim Narrenheim. Angeklagt waren Udo Stauß und Heike Teufel, den Verhandlungsverlauf inszenierte wiederum Holger Bohner.

Obwohl es bitterkalt war, traf sich eine stattlich Zahl von Zuhörern beim Narrenheim.

Besonderer Beliebtheit erfreute sich die gut bestückte Schneebar.

Das hohle Gericht trifft ein und schreitet zur ersten Verhandlung:

Gerichtsdiener (Marc Fritz): 
E
rhebet Euch! Es tagt das ehrwürdige hohle Kohlrabagricht z Enerenga unter Vorsitz des gnadenlosen, unbarmherzigen, auferstandenen und wieder zusemengeflickten Kohlrabaverhäxlers Timo Metzger, der noch keinen laufen gelassen hat – schuldig oder unschuldig.
Zu meiner Rechten:
Der unerschrockene, ewig erfolglose Verteidiger Faxe, der noch ieberhaupt gar keinen einzigen Fall gewonnen hat, auch wenn sein Mandant noch so unschuldig geguckt hat.
Zu meiner Linken:
Der großartige, unglaubliche Enerenger Staatsanwalt Bernd, hart ond so jabbas von ungerecht. Sein Motto lautet: „Vertrauet Euch mir an, damit ich Euch verhäxeln kann“.

Folgende Fälle werden heute verhäxlat: 

1.    Das närrische Enerenger Kohlrabavolk gegen die Industriemafia von Enerenga, vertreten durch den Oberpaten Don Udo, genannt „der Fruuchtzermalmer“.

2.    Das närrische Enerenger Kohlrabavolk gegen die diktatorische Regierung von Enerenga, vertreten durch die Quotendiktatorin Heike T., genannt „die Teufel-Heike“.

Als Kronzeuge der Anklage dient in beiden Fällen der Enerenger Geheimrat Schorsch, der gar nix weiß, aber alles weiterverzehlt. Wonderfitzig und verlogen bis aufs Bluat, ist er der ideale Kronzeuge jeder Anklage.

Wir grüßen das hohle Gericht (hält Schwarzwust hoch) und flehen um geistigen Beistand (hält Schnaps hoch) mit einem dreifach kräftigen Kohlraba- Kohlraba!

Richter (Timo Metzger): (Bums)
Die Sitzung ist hiermit eröffnet. Kohlrabadiener führen sie den Angeklagten Udo Stauß, Obermafioso, wohnhaft im Onderdorf auf die Anklagebank und stellen Sie die Personalien fest.  

Gerichtsdiener: (holt ihn und stellt die Personalien fest)


Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie? - Antwort: Oh je, vill! 

Stimmt es also, daß Sie der größte Arbeitgeber in ganz Enerenga sind? - Antwort: Ka schau sei!

Haben Sie denn kein schlechtes Gewissen, wenn Sie immer neue Arbeiter in diese schlechte Welt setzen? - Antwort: Noi!

Richter:
Das ist ja it zu fassen. Da braucht man sich ja it wundern, wenn sich die Faulenzervertreter dermaßen über Sie aufregen. Gerichtsdiener, fahren sie mit dem peinlichen Verhör fort!

Gerichtsdiener:
Arbeitet Ihr Unternehmen mit Gewinn? - Antwort: Ha scho! 

Richter:
Aha, das ist ja interessant. Gerichtsdiener, mei brauche ich gar it wissen. Wenn in Enerenga einer mit Gewinn arbeitet, dann ist das schon äußerst verdächtig. Herr Staatsanwalt, vorlesen Sie bitte die Anklageschrift.

Staatsanwalt (Bernd Metzger):
Hohles Gericht! Als Vertreter des Enerenger Kohlrabavolkes klage ich den hier dochtenlaus herumhockenden Paten Don Udo, genannt „der Fruuchtzermalmer“, wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung an. 

Richter:
Was ist denn das für eine Vereinigung?

Staatsanwalt:
Sie nennen sich „die Unternehmer“ und ihr einziges Ziel ist es erfolgreich zu sein. Dafür nehmen sie sogar in Kauf, andauernd schaffen zu müssen. 

Richter:
Das ist allerdings sehr verwerflich. Am Ende macht denen die Arbeit womöglich noch Spaß, oder was?!  

Verteidiger:
Einspruch Euer Ehren! Eure Hohlköpfigkeit, von Spaß bei der Arbeit kann gar keine Rede sein. Mein Mandant arbeitet ja gar it, der läßt doch andere für sich schuften. Er selber tut gar nix, also ieberhaupt gar nix. Der ist so stinkfaul, daß er noch it einmal selber Lastwagen fährt.  

Richter:
Ah so. Ist das so, Herr Staatsanwalt?

Staatsanwalt:
Der fährt nur it selber Lastwagen, damit er seine Arbeiter besser drangsalieren kann.Die sind dermaßen eingeschüchtert, daß sie unter Mißachtung jeglicher Verkehrsregeln mit ihren Lastwagen herumrasen wia gsenkte Sei. Der Zeige hier kann das bezeugen.

Kronzeuge (Georg Brandstetter):
Jawohl, ich bezeuge alles.

(kurze Pause)

Richter:
Also Herr Zeige, wir hören.

Kronzeuge:
I heir nix.

Richter:
Nein. Sie sollen uns verzehlen, was Sie da gesehen haben.

Kronzeuge:
Alles! Alles habe ich gesehen. Ganz genau habe ich es gesehen. Ha, ich war ja sozusagen direkt dabei.

Richter:
Sie haben also gesehen, wie die Lastwagenfahrer vom Udo in der Gegend herumrasen.

Kronzeuge:
Ach so, jo, des nadierle au. Also die rasen umeinander, also das ist schon, also das ist direkt, also schnell ist das, jawohl schnell. Ich habe mit eigenen Augen gehört, daß den Fahrern der Lohn gekürzt wird, wenn sie sich überholen lassen. Neuerdings werden sogar erfahrene Hobbyrennfahrer eingestellt. So ist der bekannte Enerenger Rennfahrer
Knausen-Johannes von der Klasse der Riesentraktoren in die Klasse der Rennlaster gewechselt und fährt nun für den Udo wie ein Wilder in der Gegend herum.

Verteidiger:
Einspruch Eure verfressene Hohlheit. Mein Mandant läßt den Knausen-Johannes aus purem Mitleid in seinem Rennstall, äh Unternehmen, fahren.

Richter:
So, so.

Verteidiger:
Jawohl, genau so ist das. Heulend und schluchzend kam der arme Knausen-Johannes bei meinem Mandanten an. Er konnte es it mei ertragen, daß sein schöner Riesentraktor ständig von allen überholt wurde, wenn er auch noch so viel Sprit verbrauchte. Da gab ihm mein selbstloser Mandant einen seiner berühmten Rennlaster, mit dem der Knausen-Johannes jetzt Tag und Nacht in der Gegend herumsausen kann.
Der ist dabei richtig aufgeblüht. Manchmal zerspringt sein Herz beinahe vor Freude. Dann geht er mit dem Altweiberballett in den Stall und trinkt mit den Kühen und seinen Kälbern eine Kiste Sekt, damit die sich auch so freuen, wie er.

Richter:
So ist das also. Was sagen Sie dazu, Herr Staatsanwalt?  

Staatsanwalt:
Der arme Knausen-Johannes wird von dem Angeklagten genauso geknechtet und ausgebeutet, wie alle anderen.
Der muß jetzt sogar bei den Bauren herumhausieren und denen das Futtermittel vom Don Udo andrehen.

Richter:
Stimmt das, Herr Zeige?

Kronzeuge:
Jawohl! Und zum Beweisen, was das Futtermittel für tolle Häge gibt, muß der Knausen-Johannes das Futter selber jassen – in fünf großen Mahlzeiten jeden Tag.

Richter:
Bloß fünf. Das ist wirklich eine Schande.

Staatsanwalt:
Genau. Und die anderen Fahrer wurden alle aus niederen Beweggründen eingestellt. Den Lude-Adrian zum Beispiel hat der Angeklagte nur eingestellt, weil er einen Dachschaden hat. Und der Adrian ist Zimmermann und muß darum in seiner Freizeit die abgebrannten Hütten dieses Obermafioso wieder aufbauen und herrichten.
Oder den Teufel-Georg, der den größten Monstertraktor weit und breit hat. Den hat er nur eingestellt, damit im tiefen Winter jemand seinen riesigen Hof bahnt, weil er sich selber viel zu fein dazu ist.

Verteidiger:
Einspruch! Ich rebelliere! Wohl hohl geborener Vielfraß, der Teufel-Georg ist ein Esel - ich meine ein Pferd, ein trojanisches. Jawohl ein trojanisches Pferd, eingeschleust von der habgierigen Konkurrenz meines unbescholtenen Mandanten, um diesen zu vernichten.
Da läßt man den Teufel-Georg Tag für Tag mit so einem wunderschönen Laster in der Gegend herumkurven und schenkt ihm auch noch Giald dafür – und dann kauft der sein Futtermittel woanders, nur weil er die gerechten Wucherpreise meines herzensguten Mandanten it bezahlen will. Es würde mich it wundern, wenn der Teufel-Georg auch noch in der Gewerkschaft wäre! Und dann wird mein friedliebender Mandant auch noch beschuldigt…

Staatsanwalt:
Pah, friedliebend! Von wegen! Wie friedliebend der ist, kann man ja ganz genau sehen.
Euer vollgesoffener Trinker, wenn der Angeklagte so friedliebend ist, warum hat er dann gerade erst vier riesige Raketensilos gebaut, die im Leben keiner braucht?  

Verteidiger:
Einspruch Allerwertester! Mein Mandant mußte diese vier riesigen Raketensilos wegen dem Denkmalschutz bauen. Da unten muß nämlich alles wieder so werden, wie es zu Zeiten der seligen Nato-Station war. Darum mußte der große Enerenger Sportstätten- und Bergsteigerfelsenerbauer Wilfried auch diese häßlichen Kies- und Schotterberge aufschütten. Und der Lamma muß ab nächstes Jahr sein Altöl wieder in die Wiese leeren. Ja und glauben Sie denn der Benno schreit da unten freiwillig Tag und Nacht in der Gegend herum wie ein besoffener Ami?

Richter:
Aha, und darum stinken und rußen die Laster vom Angeklagten auch derartig, daß es einem himmelangst werden kann.

Verteidiger:
Genau, Eure Volltrunkenheit!
Mein Mandant ist halt ein ganz gründlicher. Der legt am Ende des Telefonats auch it einfach den Hörer auf. Nein, der schneidet gleich das Kabel durch, so gründlich ist der. 

Richter: 
Hört, hört, da sagen Sie wohl nix mei, Herr Staatsanwalt.

Staatsanwalt:
Hohles Gericht, der Angeklagte ist ein Schurke sonders gleichen. Um die Enerenger Bevölkerung abhängig zu machen, beliefert er jetzt die Vereine mit allerlei alkoholischen Getränken, die diese bei ihren Festen den ahnungslosen Gästen verkaufen müssen.

Richter:
Ja aber das ist doch it schlimm. Oder haben Sie jabbas gegen den Alkohol?

Staatsanwalt:
Natürlich it. Das Schlimme ist aber, daß der Alkohol bei den Festen mit allerlei gesundheitsschädlichen Substanzen gepanscht wird, damit man it so schnell einen Rausch bekommt. Da gibt es dann Wodka-Kirsch, Batida-Orange oder sogar Whisky-Cola. Das ist doch Frevel!

Richter:
Frevel ist das, genau! Herr Staatsanwalt, das reicht! (steht auf und klopft) Ich verkünde jetzt das Urteil. Der Pate Don Udo Stauß, wenn das überhaupt sein richtiger Name ist, wird für schuldig befunden, allerlei Unsinn getrieben zu haben und kein Faulenzer zu sein. Außerdem hält er die altledigen Enerenger Mannsbilder vom Heiraten ab, indem er sie mit seinen Lastwagen sinnlos in der Gegend herumschickt. Darum soll Don Udo Stauß, der Obermafioso vom Onderdorf, gennannt „der Fruuchtzermalmer“, in der Kohlrabamiehle verhäxlat werden. Kohlrabadiener, vollstrecken Sie das Urteil!

Gerichtsdiener: Jawohl, Herr Gericht! (vollstreckt Urteil)

Zweite Verhandlung:

Gerichtsdiener:
Es folgt der Prozeß „das närrische Kohlrabenvolk gegen die Vertreterin der Enerenger Willkürregierung, Hilfs- und Quotendiktatorin Heike T., genannt „die Teufel Heike“. Erhebet Euch für das Hohle Gericht.

Richter: (klopft)
Setzen! Kohlrabadiener, führen Sie die Angeklagte vor.

Gerichtsdiener: (Stellt die Personalien fest)
Stimmt es, daß Sie als Weib im Enerenger Gmoidsverrot sitzen? - Antwort: Ja!
Ja schämen Sie sich denn überhaupt it – als Weib im Gmoidsverrot…

Richter:
Regen Sie sich doch it auf, Gerichtsdiener. Einer muß den Herren Gmoidsverrätern ja schließlich den Kaffee kochen. Staatsanwalt, was wird der Angeklagten denn zur Last gelegt?

Staatsanwalt:
Hohles Gericht! Närrisches Volk von Enerenga! Als Vertreter der wahren Enerenger Regierung klage ich die hier anwesende Teufel-Heike an, im Gmoidsverrot nur Schindluder zu treiben und Enerenga zum Gespött der eigenen Bevölkerung zu machen. Das ganze soll dazu dienen, daß es den männlichen Enerenger Kohlraben verleidet und sie in Scharen den Oat verlassen. Dann hätten die Weiber die Herrschaft über unsere schöne Enerenger Hoimat. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wird bei den halbverfallenen Hütten im finsteren Tal ein Narrenmuseum gebaut, in dem dann die männlichen Enerenger Gmoidsrät ausgestellt werden sollen.

Verteidiger:
Einspruch! Eure bierbäuchige Verfressenheit, hier liegt eindeutig ein Irrtum vor. Dieses Narrenmuseum dient einzig und allein dem Tourismus und seinen Segnungen. Durch die vielen Millionen fremden Gäste soll endlich Bildung und Kultur in das finstere Tal der Lauchert gebracht werden, in das ja auch Enerenga mittlerweile verfrachtet worden ist. Dem gleichen Zweck dient ja auch die großartige Volkshochschule, die mit dem Giald, das vom Bau des Narrenmuseums übrig bleibt, finanziert werden soll. Daß es dringend notwendig ist, daß die da unten schreiben und vor allem rechnen lernen, sieht man schon daran, daß offenbar keiner wußte, daß man mit Schulden nix finanzieren kann.

Richter:
Können Sie das bestätigen, Herr Zeige?

Kronzeuge:
Nein, Eure Hohlköpfigkeit. Das alles ist ganz anders. Im vergangenen Jahr fand eine große Volksbefragung statt, die mit Millionen von Steuermitteln finanziert wurde. Da sollten die Enerenger ihre größten Probleme nennen und Verbesserungsvorschläge machen. Das Ergebnis dieser Befragung wurde jedoch von der Angeklagten und ihren rebellischen Komplizinnen, den Weibern vom Gmoidsrot, derart verfälscht, daß nur noch Blödsinn herauskam. Oder glauben Sie ernsthaft irgendein Enerenger braucht ein Narrenmuseum für die Kultur, eine Volkshochschule für die Bildung oder eine Spülmaschine in der Turnhalle für – ja wofür eigentlich? Die einzigen, die dort spülen sind doch sowieso die Conny und ihre Weiber. Und das auch nur am Bürgerball – um von ihren besoffenen Männern Ruhe zu haben.

Verteidiger:
Einspruch, Eure Fettleibigkeit. Daß das it wahr ist, sieht doch jeder Ochse! 

Richter:
Herr Verteidiger! Justitia ist kein stierender Ochse, sondern eine blinde Kuh, die die Wahrheit it sehen darf und it sehen will. Das Gericht sieht einzig und allein die Tatsachen, und die darf ein jeder so verdrehen, wie es ihm gerade paßt. Herr Staatsanwalt, fahren Sie mit Ihrer Verdrehung, äh, mit Ihrem Vortrag fort!

Staatsanwalt:
Die Weiber vom Gmoidsrot haben nur Schikanen im Kopf. Da läßt man die Bauren zuerst in schwerstem Frondienst einen Fialdweg beim Sportplatz bauen, den sie auch noch selber bezahlen müssen, und dann baut man darauf einfach eine Tartanbahn. Diese Weiber wollen uns Mannen doch nur mürbe machen, damit wir uns alles gefallen lassen. Ist es it so, Herr Zeige?

Kronzeuge:
Jawohl.Jetzt sollen sogar die Straßen verengt werden und links und rechts sollen Dreckstreifen entstehen, in denen man dann im Frühling und im Herbst stecken bleibt, damit man it mei so viel mit dem Auto im Oat herumwunderfitzen kann. Und außerdem sollen überall sinnlose Parkbuchten entstehen, die man dann wieder einzäunen kann, damit man sieht, daß man ja könnte, wenn man dürfte.

Verteidiger:
Einspruch! Das stimmt ja gar it. Die Weiber vom Gmoidsrot wollen nur, daß eisern Oat schöner wird. Dafür fahren sie mit den Mannen vom Gmoidsrot sogar wochenlang sinnlos im ganzen Land herum, um die schönsten Straßenlaternen zu finden, die man dann im ganzen Oat aufstellen kann, weil es da ja nochkeine gibt. Die Gmoidsrät kamen sich schon vor wie Feierwehrleite – so lange fuhren die in der Gegend herum, bis es einem nach dem anderen schlecht wurde.

Richter:
Das nenne ich Einsatz.

Staatsanwalt:
Von wegen Einsatz! Denen wurde es doch erst schlecht, nachdem sie gelesen hatten, daß Aulendorf, das ja sooo schöne Straßenlaternen hat, daran Bankrott gegangen ist.

Rechtsanwalt:
Einspruch, Eure Vollheit! Ein zu Rate gezogener Wirtschaftssachverständiger hat gesagt, daß das in Enerenga gar it passieren kann.

Richter: 
Stimmt das, Herr Zeige?

Kronzeuge:
Ja, da hat der da ausnahmsweise Mal recht. Der Sachverständige hat nämlich gesagt, daß man schließlich nur einmal Bankrott gehen könne, und da sei Enerenga schon lange darüber hinaus.  

Richter:
Also Herr Verteidiger, da sollten Sie doch lieber bei der Wahrheit bleiben. Sie wissen ja – das Gericht sieht alles, was es will.

Verteidiger:
Eure Hohlheit, die Stadt tut doch wirklich alles, um Giald zu sparen. Weil die Waldarbeiter keine Arbeit mei haben, weil ihnen die Wiebke und der Lothar alle Bäume umgeworfen haben, verrichten die jetzt allerhand Arbeiten, für die man sonst Leute nehmen würden, die es auch können. So haben Sie im letzten Jahr zum Beispiel die Bruchbude im finsteren Tal geflickt, in der der grimmige Bürgermeister residiert. Zuvor jedoch mußten sie dieses eingewachsene Dornröschenschloß von allerlei Gestrüpp befreien und die schlafende Prinzessin Schwälble wachküssen.

Richter:
Des heddat se renger bleiba lau. Was arbeiten die Waldarbeiter denn sonst noch, wenn sie nix zu tun haben? Das kann ja schließlich it alles sein. 

Verteidiger:
Nein, nein, natürlich it. Die Enerenger Waldarbeiter werden zum Beispiel zum Bahnen eingesetzt, wo kein Unimog fahren kann, damit keiner beim Dauerlauf durch den Schnee rennen muß. Oder zum flicken von verrotteten Zäunen im finsteren Tal. Außerdem zum Rasenmähen, zum Verrichten von Malerarbeiten, und zum Austauschen des Sandes im Kindergartensandkasten. Außerdem haben sie im letzten Jahr an der Straße, die in den finsteren Abgrund führt, die Rupfensäcke durch Maschendraht ersetzt, weil die Rupfensäcke in dieser finsteren Einöde einfach it so einwachsen wollten, wie sich das so mancher ahnungslose Zeitgenosse vorgestellt hat. Das war übrigens eine Frage der inneren Sicherheit, damit keinem Enerenger was passiert, wenn er in die Schlucht hinunter fährt, um zu sehen, ob man dort mit dem Rechnenlernen schon weitergekommen ist.

Richter:
Sehr schön. Da tun unsere Waldarbeiter doch endlich einmal das, wofür sie auch bezahlt werden, it wahr Herr Staatsanwalt?

Staatsanwalt:
Das ist doch nur ein weiterer Beweis dafür, wie die Enerenger Mannespracht vom Gmoidsrot und vom Bürgermeister, geknechtet wird. Und diese wiederum werden von der Weiberclique em Gmoidsrot beherrscht. Der arme Birkle-Karle mußte zum Beispiel mit blanken Händen eine meterhohe Schneebar bauen, mit der der Bürgermeister dann bei seinen Gästen prahlen konnte. Der Bürgermeister selber ist ja mittlerweile dermaßen deprimiert, weil er so machtlos ist, daß er jede Einladung zu irgendeinem Festgelage annimmt, nur um it mei ans Regieren denken zu müssen. Neuerdings geht er sogar zu den Menschen, die keine Sonne sehen, um mit ihnen zu feiern.

Verteidiger:
Einspruch, Eure Verfressenheit! Der Bürgermeister mag es halt, wenn die Menschen gemeinsam feiern. Darum freut er sich auch so, daß im nächsten Jahr das Ringtreffen in Enerenga stattfindet. 

Richter;
Ja, das glaube ich doch auch, daß der sich da freuen wird, it wahr Herr Staatsanwalt?

Staatsanwalt:
Wenn der sich so freut, warum gebietet er dann dieser Weiberbande im Gmoidsrot it endlich Einhalt? Herr Zeige, schildern Sie dem Gericht bitte, was ich hören will.

Kronzeuge:
Ja also, das ist nämlich so, Hohler Richter. Weil die Weiber es it sehen können, wenn wir Mannen ausgelassen und fröhlich sind, sabotieren sie das Ringtreffen, wo es nur geht. Die lassen sogar extra die Straßen aufreißen und Gräben graben, in denen dann der Ringumzug stattfinden soll, damit ihn keiner sieht. Außerdem werden im Mitteldorf alle alten Häuser abgerissen und die freien Flächen eingezäunt, damit wir Mannen nirgendwo mei hinbieseln können, nur weil die Weiber dazu immer hinhocken müssen.

Verteidiger:
Einspruch, Eure hohle Taubheit. Der Zaun beim Metzger-Wille seinem seligen Haus wurde einzig und allein gebaut, um ein Verkehrschaos an sialra Kreizong zum verhindern. Ohne diesen Zaun stünden dort Sonntag für Sonntag dutzende Reisebusse, die beim größten Tourismusunternehmen von Enerenga einkeiren und täten die Straßen verstopfen. So aber müssen diese auf den vom Boizer rücksichtsvoller Weise außerhalb der Oatschaft ausgewiesenen Parkplätzen parken und die Enerenger haben ihre bald viel zu engen Straßen für sich ganz alleine.

Staatsanwalt:
Da sieht man es wieder. Diese Weiber haben doch nix besseres zu tun als die große Enerenger Tourismusindustrie zu behindern, wo es nur geht. Zuerst sollen riesige Windradungetüme gebaut werden, die keiner braucht. Als sich ein tapferer Streiter gegen diesen Unsinn wehrt, stacheln sie den unbedarften Jüngling Abbruch-Peter an, ein riesiges Haus im Dullesbiarg zu bauen, das so groß ist, daß man sogar darin wohnen kann. Wie die Enerenger Weiber den Tourismus in Enerenga hintertreiben sieht man daran, daß sich nie eine für die Enerenger Großbrauerei interessierte. Kaum hat die aber ihre Kessel für immer geschlossen, da zwingen die Weiber vom Altweiberballett den armen Bürgermeister, ihnen eine exklusive Führung durch ein namentlich it genanntes Brauhaus in Schussenried zu organisieren.

Verteidiger:
Einspruch Eure bierbäuchige Verfressenheit. Diese Führung ist einzig und allein auf dem Mist der Ehemänner dieser armen Weiber gewachsen. Die wollten einfach einmal einen Tag ihre Ruhe haben und ihren Weibern am nächsten Tag die Ohren vollheulen, weil diese nix besseres zu tun hätten, als den ganzen Tag in der Gegend herumzusaufen, anstatt sich mit ihren eingebildeten Problemen und den verzogenen Kindern zu beschäftigen.

Kronzeuge: 
Also da muß ich jetzt auch was sagen, Eure Hohlheit. Dieser Ausflug diente den Weibern lediglich dazu, neue Pläne zu machen, wie man die Enerenger Herrlichkeit unterdrücken kann. 

Verteidiger:
Pah, der Herr Kronzeuge, das ich it lache. Dieser Kronzeuge ist doch schon lange it mei in Enerenga. Der und seine ganze verkommene Generation verlassen den Oat doch in Scharen, diese Taugenixe. Und die armen Eltern hocken dann auf ihren Quadratkilometer großen Bauplätzen mitten im Oat herum, weil sie keiner will. Und die Baugebiete wandern immer weiter nach Bengen naa, daß man bald schneller im Fischle ist, als im Adler. Und eine Jugendfeierwehr, die man in zwei Jahren wieder auflösen könnte, kriegt man auch keine hin. Dabei schaffen das sogar die Schluchtenbewohner. Das einzige, was bei diam aufblieht, ist doch die Garde! Und der soll als Zeige glaubwürdig sein? So einer?!

Staatsanwalt:
Hohler Richter, ich habe nie gesagt, daß der Zeige glaubwürdig ist. Aber verzehlen kann er halt so gut. Und wäre er it, wie wir alle, vor Jahren schon vor den wilden Enerenger Weibern geflüchtet, wäre er jetzt genauso vollgefressen und versoffen, wie Sie, äh, wie der Herr Verteidiger, meine ich natürlich.

Richter:
Das sehe ich natürlich ein. Gefräßigkeit und Versoffenheit sind nie schön, wenn man dabei zugucken muß. Das Gericht berät sich kurz und verkündet dann das Urteil. (zum Gerichtsdiener) Jetzt, was drengat mr? An Jägermoischder oder an Whisky? 

Gerichtsdiener:
Also mi dät grad an Jägermoischder amacha.

Richter:
Noch schenk ei, hie. (beide trinken, Richter wieder zum Publikum) Nach ausführlicher Beratung ist das Gericht zu dem Schluß gekommen, daß die Angeklagte als Weib im Gmoidsrot sowieso schuldig ist und verhäxlat geheit. Kohlrabadiener, vollstrecken Sie das Urteil!

Gerichtsdiener: 
Jawohl, Eure Hohlheit! (vollstreckt Urteil)

Die letzten Worte der Angeklagten sind leider nicht überliefert...

-ENDE-

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