Narrengericht 2004
Richter, Ankläger und Angeklagte verhäxelt
Ungewöhnlich endete das diesjährige Narrengericht: Nicht nur die angeklagte "Miele-Sabine Rösch" sondern auch Ankläger "Knausen-Johannes" und Kohlrabaverhäxler Timo Metzger wurden verhäxlat.
Hier die von Holger Bohner inszenierte Verhandlung im Wortlaut:
Gerichtsdiener:
Erhebet Euch! Es tagt das ehrwürdige hohle Kohlrabagricht z Enerenga unter
Vorsitz des gnadenlosen, unbarmherzigen Kohlrabaverhäxlers Timo Metzger, der
noch keinen laufen gelassen hat - schuldig oder unschuldig.
Zu meiner Rechten:
Der unerschrockene, ewig erfolglose
Verteidiger Faxe, der noch ieberhaupt gar keinen einzigen Fall gewonnen hat,
auch wenn sein Mandant noch so unschuldig war.
Zu meiner Linken:
Der großartige, unglaubliche Enerenger Staatsanwalt Schorsch, hart ond so
jabbas von ungerecht. Sein Motto lautet: "Vertrauet Euch mir an, damit ich
Euch verhäxeln kann".
Mit einem dreifach kräftigen
Kohlraba – Köpf!
Folgender Fall wird heute verhäxlat:
Die neue Enerenger
Regierung, die am Schmotzigen Doschdeg die Macht ergriffen hat, vertreten durch
den Knausen-Johannes, klagt die alte Regierung, vertreten durch die
Miehla-Sabine Rösch wegen Dochtenlausigkeit an.
Außerdem wird die
Miehla-Sabine Rösch als Vertreterin der Weiber im Gmoidsrot...
Verteidiger:
Einspruch Euer Ehren!
Richter:
Ja mir haut doch gar no it agfanga! Was geit s denn, Herr Verteidiger?
Verteidiger:
Auf Beschluß der unmännlichen Enerenger Bevölkerung wurde im vergangenen Jahr
das Wort "Weib" in Enerenga verboten und durch das Wort
"Dame" ersetzt. Der Kohlrabadiener soll sich bitte daran halten.
Gerichtsdiener:
Also guat. Die
Miehla-Sabine Rösch wird als Vertreterin der „dämlichen“ Gmoidsräte wegen
eines besonders schlimmen Vergehens angeklagt.
Richter:
Und was ist das für ein besonders schlimmes Vergehen?
Gerichtsdiener:
Des schdoht do it.
Richter:
Herr Staatsanwalt, hätten Sie gefälligst die Freundlichkeit, uns dieses
schwere Vergehen zu nennen.
Staatsanwalt:
Noi, Herr Richter, das kann ich it! Beim besten willen, des goht oifach it. I
kas it saga.
Richter:
Ha, das kann doch it so schwer sein. Herr Verteidiger, dann sagen Sie es mir.
Rechtsanwalt:
Ha-a, Herr Richter, des isch so greislig, des kan i it saga. Wissat se, des isch
des schlemme Woat, des mit Ämm! Ämm, Ämm... Noi! S goht it.
Richter:
Jetzt roicht mr s aber! Kohlrabadiener, sagen Sie mir jetzt was die Angeklagte
so schlimmes getan hat.
Gerichtsdiener:
Saga kan e s it, aber i ka s zoiga. (hält Schild hoch mit rot durchgestrichenem
Wort "Emanzipation")
Richter: (erschrickt)
Oje! Descht schlemm! Jetzt tun Sie endlich das Schild weg! (klopft) Setzen!
Die Sitzung ist eröffnet.
Kohlrabadiener führen sie die Angeklagte auf die Anklagebank und stellen Sie
die Personalien fest.
Gerichtsdiener /
Angeklagte:
Nachname? – Rösch
Vorname? – Sabine
Haben Sie etwas gegen das Wort "Weib"? – JA!
Warum? – Weil’s itt schee isch
Richter:
Diesen Blödsinn mache ich it mit. Nach Paragraph 111 des Enerenger Narrenrechts
sind Beschönigungen und Reden um den heißen Brei strengstens untersagt. Daher
ist es it erlaubt von "Damen" oder "Frauen" zu sprechen
statt dessen heißt das "Weiber". Ebenso heißen die Besitzer von
Sauställen it Schweinezüchter sondern Saubauren. Die Ansammlung der Hütten im
Tal heißt in Zukunft "der Stadtteil der beinahe zwei Stunden Sonne am Tag
hat" oder kurz "Schattenloch". Und die Enerenger Wege heißen it
"Straßen" sondern "Hoppelpisten". Kohlrabadiener, machen
Sie weiter.
Gerichtsdiener /
Angeklagte:
Ist es richtig, daß Sie eine von drei Rebellinnen sind, die in den Enerenger
Gmoidsrot eingezogen sind? – Ja!
Richter:
Angeklagte! Lügen Sie it! Daß Sie als Weib im Gmoidsrot sitzen, ist vielleicht
wahr, richtig kann das aber gar it sein! Herr Staatsanwalt, beginnen Sie mit der
zeit- und kräfteraubenden Prozedur des Verfahrens vor diesem unvoreingenommenen
Enerenger Kohlrabagricht.
Staatsanwalt:
Hohles Gericht! Närrisches Volk von Enerenga! Als Vertreter der neuen Enerenger
Regierung klagt der hier anwesende Herr Knausen-Johannes das dort anwesende Weib
Miehla-Sabine Rösch wegen schweren Verstoßes gegen das Enerenger Narrarecht an
und wird beweisen, daß sie verhäxlat geheit.
Angeklagte, ist es
richtig, daß Sie aus purerer Langeweile mit zwei anderen Weibern eine
kriminelle Vereinigung gegründet haben, mit dem Ziel, die Enerenger Regierung
von innen heraus zu zermürben und handlungsunfähig zu machen? Wie sollte es
sonst möglich sein, daß sich die Gmoid seit Jahren von den Windrädlesbauren
an der Nase herumführen läßt.
Das kann nur an den
Weibern im Gmoidsrot liegen - so etwas würde sich kein Mann gefallen lassen.
Rechtsanwalt:
Einspruch, Euer Ehren! Der Stolpe hat es genauso gemacht und der ist sogar
Minister!
Richter:
Aber kein Mann. Einspruch abgewiesen. Staatsanwalt, fahren Sie fort.
Staatsanwalt:
Durch die Einnahmeausfälle wegen der it aufgestellten Windradungetüme werden
die Enerenger Hoppelstrecken seit Jahrzehnten it geflickt!
Rechtsanwalt:
Einspruch Euer Ehren! Eure Hohlheit, der Gmoidsrot steht wegen der Windradungetüme
unter einem enormen Druck. Die Rebellen vom Erschland haben mit offenem Aufstand
gedroht, sollten die Windradungetüme wider erwarten doch noch aufgestellt
werden. Nur durch die Vermittlung der Weiber vom Gmoidsrot ist es noch it zum
offenen Bürgerkriag gekommen. Meine Mandantin hat einen Plan entworfen, der
alle Enerenger zufriedenstellen sollte, sogar den Oberrebellen Reinhold Kisti.
Richter:
Aha, dann verzehlen Sie mal, Herr Verteidiger.
Rechtsanwalt:
Nachdem es in Enerenga immer weniger Bauren gibt und ein Ende der Enerenger
Landwirtschaft absehbar war, sollten die frei gewordenen Flächen mit
Sonnenkollektoren vollgestellt werden, damit die Windradungetüme überflüssig
werden sollten. Aber der Ankläger hat selber höchstpersönlich dafür gesorgt,
daß daraus jetzt nix wird.
Richter:
Das ist eine schwere Anschuldigung, wie kommen Sie darauf?
Rechtsanwalt:
Der Ankläger hat eine Kampagne zur bäuerlichen Nachwuchswerbung gestartet, um
das Aussterben der Höfe zu verhindern. So fuhren im Sommer leicht bekleidete
Weiber im Ort herum, um dem Knausen-Johannes sein Silo zu füllen. Die anderen
Bauren waren darüber gar it erfreut, weil der Johannes dadurch in wenigen Tagen
geschafft hat, wofür andere Wochen und Monate brauchen. Das ist unlauterer
Wettbewerb! Jawohl, so ist das!
Richter:
Das sind ja schwerwiegende Vorwürfe. Herr Staatsanwalt, was sagen Sie denn
dazu?
Staatsanwalt:
Der Knausen-Johannes hat sein Vorgehen längst bereut. Darum plant er in diesem
Jahr ein großes Versöhnungsfest mit einer Miss-Silo-Wahl.
Richter:
Löblich, löblich. Da sehen Sie es, Herr Verteidiger, der Ankläger ist ein
redlicher Mann, der den Frieden liebt und fördert.
Rechtsanwalt:
Von wegen Frieden! Von diesem Fest habe ich gehört, Eure Hohlheit. Dabei soll
es auch eine Wahl zum größten Traktor im Oat geben. Dadurch wird das Wettrüsten
unter den Bauren weiter gefördert und der Frieden unter den Enerenger Bauren rückt
in weite Ferne. Der Teufel-Georg hat sich sogar extra einen neuen Traktor
gekauft, damit er wieder den größten hat. Die ganze Welt rüstet ab, nur die
Enerenger Bauren rüsten immer weiter auf und dafür ist der Knausen-Johannes,
auch bekannt als Knausen-Bauer, mit verantwortlich.
Staatsanwalt:
Hohler Richter, die Enerenger Baurenschaft handelt hier ganz nach dem biblischen
Motto: "Ihr sollt Raketen zu Traktoren machen". Und überhaupt - wer
ist denn hier der Angeklagte?
Richter:
Sehr wahr, Herr Staatsanwalt. Einspruch abgewiesen. Fahren Sie mit Ihrer Anklage
fort.
Staatsanwalt:
Die alte Enerenger Regierung hat die Enerenger Bauren, die Stütze unserer
Gesellschaft, die Ernährer der Massen und Bewahrer der Traditionen
jahrzehntelang bis zur Weißglut drangsaliert. Zuerst durften die Sauställe nur
noch mit Ausnahmegenehmigung mitten im Oat gebaut werden. Jetzt dürfen die
Bauren it einmal mehr neue Wohnhäuser im Oat hennen bauen, weshalb der Fäde-Karlheinz,
genannt Katsche, bis fast nach Veringen hinab bauen muß. Als nächstes werden
auf den Enerenger Äckern und Wiesen riesige Windradungetüme aufgestellt, um es
den Bauren unmöglich zu machen, mit ihren viel zu großen Traktoren auf ihre
Felder zu kommen. Außerdem werden nach und nach sämtliche Zufahrtshoppelpisten
zu den Feldern gesperrt, angefangen hat man mit dem Blatter-Peter seiner Wiese
beim Stadion.
Rechtsanwalt:
Einspruch! Unwürdiges Gericht, diese Maßnahme ist allein auf dem Blatter-Peter
seinem Mist gewachsen. Er ist so begeistert vom Erfolg der Maut, daß er wild
entschlossen ist, den gesamten Verkehr von und nach Enerenga über seine Wiese
zu lotsen, um Gebühren zu kassieren. Als Werbemaßnahme hat er nach dem ersten
Heimspiel der Fußballmannschaft der SG Schattenloch/Enerenga die siegreichen
Harthauser aufgefordert, zehn Ehrenrunden auf seiner Wiese zu drehen.
Richter:
Stimmt das, Herr Staatsanwalt?
Staatsanwalt:
Nein, Euer Ehren, das ist erstunken und erlogen. Es handelte sich vielmehr um
eine Protestaktion des Blatter-Peter. Es sollte bewiesen werden, daß man auf
seiner sumpfigen, von Maulwurfshügeln übersäten Wiese komfortabler fahren
kann, als auf den Enerenger Hoppelpisten.
Richter:
Herr Rechtsanwalt, wenn Sie noch einmal so lügen, muß ich Sie zu einer
Ordnungsstrafe verurteilen. Herr Staatsanwalt, Sie haben das Wort.
Staatsanwalt:
Wohl hohl geborener Richter, die Enerenger Bauren werden dermaßen geknechtet
und geschröpft. Sie werden gezwungen, Tag und Nacht zu arbeiten. Der Ankläger
persönlich hat schon vor Jahren sein Bett auf dem Flohmarkt verkauft. Seitdem
schläft er nur noch stehend im Narrenheim.
Rechtsanwalt:
Einspruch, Euer Ehren! Der Lukas Fink, der hier it genannt werden möchte, kann
bestätigen, daß der Knausen-Johannes ständig auf seinem riesigen Traktor schläft.
Richter:
Das glaube ich jetzt aber it, Herr Rechtsanwalt. Wer sollte denn sonst dem
Johannes seine Wiesen mähen.
Rechtsanwalt:
Der Lukas! Jawohl, Eure Ungerechtigkeit!! Unter dem Vorwand, daß er dem Lukas
zeigen wolle, wie man eine Wiese mäht, hat der Ankläger den armen Jungen mit
einem zweiten Traktor auf die Wiese gelockt. Dort angekommen, hat der Johannes
die erste Wiese außen herum gemäht und gesagt, der Lukas solle den Rest der
Wiese mähen. Der Ankläger sagte, er selber werde zwei weitere Wiesen außen
herum mähen, damit der Lukas dann den Rest mähen könne. Statt dessen stellte
er aber den Traktor ab und schlief. So fand ihn der arme Lukas, nachdem er die
erste Wiese gemäht hatte. Völlig verstört, rief er dem Birkle Karle an, um zu
fragen, was er denn machen solle. Dieser war jedoch in das Komplott eingeweiht.
Er befahl dem vollkommen verschüchterten Finken-Lukas, die beiden Wiesen
alleine zu mähen und den Johannes it eher zu wecken, bis auch der allerletzte
Grashalm gefallen sei.
Richter:
Das wird ja immer toller! Kein Wunder, daß Sie hier angeklagt werden, Herr
Knausen-Johannes.
Staatsanwalt:
Aber hohles Gericht, der wird doch gar it angeklagt, der klagt doch selber an.
Schließlich ist der Knausen-Johannes ein äußerst selbstloser und
hilfsbereiter Kohlrababürger. Seit vielen Jahren ist er Mitglied der
Freiwilligen Feierwehr von Enerenga. Als Feierwehrmann denkt er nie an sich
sondern immer nur an die anderen...
Rechtsanwalt:
Einspruch! Einspruch! Eure ungerechte Hohlheit, diese Herren Feierwehrmänner
haben nix als fressen und saufen im Schädel, das weiß ich aus eigener
Erfahrung. Wie könnte es sonst sein, daß sie die eigenen Kameraden beim
Spaziergang im Wald vergessen. Der arme Deifel-Heri vos Rädls und der
Wuschder-Armin sind bis heute derart traumatisiert, daß sie nie mehr zum Wäldelen
gehen können.
Staatsanwalt:
Hohler Richter, der Ankläger, dieser arme, stets unschuldige, zarte junge Mann,
soll hier für Dinge verantwortlich gemacht werden, für die er gar nix kann.
Schließlich muß es ja an der Führung liegen, wenn so viele stattliche Männer
zu einem sottigen Sauhaufen verkommen.
Richter:
Sehr gut, Herr Staatsanwalt. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Der Vater
des Rechtsanwalts ist doch selber in der Feierwehr und war jahrelang der Führer
dieses gedankenlosen Haufens. Um die Schuld von ihm abzulenken, soll nun der
arme Knausen-Johannes den Kopf hinhalten, so isch des nämlich.
Staatsanwalt:
Ich bin empört!
Richter:
Ja, ja, so isch des.
Staatsanwalt:
Also, ich be außer mir! Faxe, hosch Du gheit, was der gsait hot?
Rechtsanwalt:
Jo, also so gohts jo it! Kohlrabadiener, sag doch au mol was! Du bisch doch au
en da Feierwehr
Gerichtsdiener:
Jo, also, wegen Beleidigung der Familie des Staatsanwalts und des Rechtsanwalts
und der Verhexelung tausender unschuldiger Kohlraba beantrage ich, den hochunwürdigen
Kohlrabaverhexler Timo in der Kohlrabamiehle zom verhexla.
Staatsanwalt:
Stattgegeben!
Rechtsanwalt:
Wohl wohl, stattgegeben!
Staatsanwalt:
Kohlrabadiener, walten Sie Ihres Amtes und fahren Sie sodann mit der Verhandlung
fort.
(Richter wird verhäxelt, Kohlrabadiener wird Richter)
Richter:
Herr Staatsanwalt, fahren Sie fort.
Staatsanwalt:
Die Weiberclique im Gmoidsrot will Enerenga ruinieren, um anschließend die
Regierung zu stürzen und ein Weiberregiment einzuführen. Die Angeklagte hat im
Gmoidsrot höchstpersönlich den unsinnigen Vorschlag zu einem
"Dienstleistungszentrum" im Schattenloch gemacht. Dadurch wird die
heimische Enerenger Wirtschaft vollends ruiniert. Dem Werner-Rolf schlotterten
schon vor der Eröffnung dermaßen die Knie, daß er seinen Laden lieber gleich
dicht gemacht hat. Auch das Bauen in Enerenga soll unmeglich gemacht werden.
Durch vollkommen unsinnige Bauvorschriften wird dafür gesorgt, daß in Enerenga
keine Sau mehr bauen kann. Der Onderdorf-Katsche und der Abbruch-Sauter-Peter können
das bestätigen.
Rechtsanwalt:
Einspruch! Einspruch, Euer Ehren! Eure Hohlheit, diese Vorschriften dienen der
allgemeinen Zufriedenheit der Enerenger Bevölkerung.
Richter:
Das verstehe ich jetzt aber it.
Rechtsanwalt:
Gäbe es keine unsinnigen Vorschriften, bräuchte der Bürgermeister keine
Ausnahmegenehmigungen erteilen. Dadurch stünde er it in einem so guten Licht da
und das Enerenger Kohlrabavolk wäre it so zufrieden mit ihm. Auf den vielen
tausend Schildlein, die unsere Oatschaft neuerdings verzieren, kann man sehen,
wie zufrieden die Enerenger sind.
Richter:
Einspruch abgewiesen. Jeder weiß, daß die Menschen, die auf den Schildlein zu
sehen sind, gar keine Mitglieder des Enerenger Kohlrabavolkes sind, weil die
immer so griesgrämig gucken. Staatsanwalt, erzählen Sie uns mehr über die
Schandtaten der Angeklagten.
Staatsanwalt:
Wohl, wohl. Aus Furcht, it mehr gewählt zu werden, betreiben die Enerenger
Gmoidsrät eine aggressive Siedlungspolitik. Zuwanderer aus dem benachbarten
Ausland sollen zu tausenden im Dullenbiarg angesiedelt werden. Um sie sich gefügig
zu machen, werden blödsinnige Bauvorschriften erlassen von denen nur die
Neu-Dullenbiarger ausgenommen werden. Im Dullenbiarg formiert sich bereits
massiver Widerstand aus Furcht vor Überfremdung. Rings um den Dullenbiarg wird
zur Zeit ein gewaltiger Erdwall aufgeschüttet. Außerdem soll ein riesiger
Saustall gebaut werden, um die Bevölkerung während des erwarteten Unabhängigkeitskrieges
zu versorgen.
Rechtsanwalt:
Einspruch! Ich protestiere! Diese Aktion wird eindeutig von den Enerenger Bauren
gesteuert. Die armen Dullenbiarger sind doch viel zu phlegmatisch, als daß sie
selber jemals irgend etwas unternehmen würden. Die Bauren wollen den
Dullenbiarg aussterben lassen, damit dieser Fremdkörper endlich von ihren Äckern
verschwindet. Dadurch wären sie endlich in der Lage, mit ihren riesigen
Traktoren von Enerenga bis ge Ittahausen zu pflügen, ohne diesen lästigen
Schlenker um den Dullenbiarg herum zu machen.
Richter:
Einspruch abgelehnt! Die Enerenger Bauren fahren dermaßen in Schlangenlinien,
daß es auf den einen Schlenker auch it mei ankommt.
Staatsanwalt:
Die Enerenger Gmoidsrät sind verantwortlich für den Niedergang der Enerenger
Kultur. Seit jeher war es üblich, daß in Enerenga nix laus ist. Und was tun
unsere gelangweilten Gmoidsräte? Sie rufen einen Älblermarkt ins Leben, der
schon nach dem ersten Mal als traditionell gelten soll.
Rechtsanwalt:
Einspruch! Einspruch! Eure hohle Gerichtsbarkeit, der Ankläger,
Knausen-Johannes, ist bekannt dafür, daß er gegen jegliche Tradition ist. Vor
allem stellt er sich als Mitglied der Kohlrabaregierung immer wieder gegen
eisere traditionsreiche Guggamusik. Er will dafür sorgen, daß die Guggamusik
it mehr das ganze Jahr jedes Wochenende drei Mal auftritt. Außerdem will er das
geplante traditionelle Weihnachtskonzert der Guggamusik in der Kirche
verhindern.
Richter:
Ja, das schlägt doch dem Faß derart gewaltig den Boden hinaus! Herr
Staatsanwalt, haben Sie gehört, was Sie da für einen Ankläger vertreten? Der
will also it, daß wir von Aschermittwoch bis Dreikönig Fasnat machen sondern
nur von Dreikönig bis Aschermittwoch. Wir sollen also it mehr im Hochsommer bei
40 Grad im Schatten in unsere Kohlrabaanzüge schlupfen und die Leute im Freibad
mit unserer Festmusik beglücken. Das ist ja der Gipfel!
Staatsanwalt:
Hohlköpfiger Richter, unter diesen Umständen sehe ich mich gezwungen, Anklage
gegen den Knausen-Johannes zu erheben! Ich beantrage, daß der Knausen-Johannes
neben der Miehla-Sabine Platz zu nehmen hat und sich wegen seiner Missetaten
verantworten muß!
Richter:
Antrag stattgegeben. Herr Knausen-Johannes, nehmen Sie neben dem Weib
Miehla-Sabine Rösch platz!
Staatsanwalt:
Knausen-Johannes, wegen der hier bereits vorgetragenen Punkte klage ich Sie
wegen fortgesetzter Umtriebigkeit und Geschäftigkeit an. Durch ihre rücksichtslose
Arbeitsamkeit stören Sie die verschlafene Ruhe im Oat und machen den faulen
Enerengern unentwegt ein schlechtes Gewissen. Nachdem Sie sämtliche Enerenger
Burschen über 16 Jahren in den landwirtschaftlichen Frondienst gezwungen haben,
planen Sie nun die Einführung der Kinderarbeit! Gemeinsam mit dem hier
angeklagten weiblichen Obergmoidsrot Miehla-Sabine Rösch haben Sie ein
Ferienlager für die Enerenger Kinder geplant, welches von den Vereinen
veranstaltet werden sollte. In Wahrheit handelte es sich dabei aber um ein
Arbeitslager für Kinder. Jeder weiß, daß die Enerenger Vereine nur noch damit
beschäftigt sind, die Bauaufträge von der Stadt auszuführen. Weil ihnen die
Mitglieder deshalb in Scharen davonlaufen und der Obst- und Gartenbauverein
schließlich it alles alleine schaffen kann, wollten Sie die armen, hilflosen
Geschöpfe zur Fronarbeit zwingen. Dieser Plan wurde nur durch die Enerenger Mütter
verhindert. Hätten sie ihre Kinder it seit langem zum Nixtun erzogen, müßten
diese heute für die Gmoid schuften.
Richter:
Herr Staatsanwalt, das reicht! (steht auf und klopft) Weil sie als Weib im
Gmoidsrot hoggat und nur Mode, Frisuren und anderen unnützen Blödsinn im Kopf
hat, wird die Miehlen-Sabine Rösch verurteilt, in der Kohlrabamiehle verhäxlat
zu werden. Der neuerdings ebenfalls angeklagte Knausen-Johannes wird wegen
Umtriebigkeit und Störung der Enerenger Verschlafenheit ebenfalls in der
Kohlrabamiehle verhäxlat. Ehrwürdiger Kohlrabadiener, vollstrecken Sie das
Urteil!
Gerichtsdiener:
Jawohl, Herr Gericht! (vollstreckt Urteil)