Keine Entscheidung zum Schulstandort


Das vorhersehbare Dilemma

(rt) "Much ado about nothing - Viel Lärm um Nichts" nannte Shakespeare eine 1599 geschriebene Komödie. Was sich 413 Jahre später im Gemeinderat abgespielt hat, kann auch unter diese Überschrift gesetzt werden. Unklar ist nur, ob es eher Komödie oder Drama ist, was sich da abzeichnet: Keiner der beiden Standorte fand in der "entscheidenden" Sitzung eine Mehrheit.


Mehr als gut gefüllt war das Haus der Begegnung, wo der Gemeinderat tagte. Der letzte Besucher musste sich sogar mit einem Stehplatz begnügen, und die gespannten Besucher erfuhren zunächst einiges über die geplante Maßnahme zur Verbesserung der Breitbandversorgung im Laucherttal, über ein Baugesuch in der Fürstenbergstraße und die Finanzplanung der Stadt in den nächsten Jahren. Der von Josef Lehleuter gestellte Antrag zur Geschäftsordnung, den ominösen Punkt "4" vorzuziehen um den Besuchern diese Wartezeit zu ersparen, fand mit sieben Befürwortern und sieben Gegnern keine Mehrheit.

Als es dann endlich soweit war, machte die Hettinger Bürgermeisterin Dagmar Kuster keinen Hehl daraus, welchen Vorschlag die Stadtverwaltung favoriert: Angesichts der deutlich günstigeren Baukosten zur Ertüchtigung des Gebäudes in Hettingen wird dort der geeignetere Standort gesehen.

Um Karl Valentins "Alles ist gesagt, aber noch nicht von jedem" zu vermeiden, hatten die Inneringer Ratsmitglieder ihre Argumente vorab zusammengetragen, diese wurden von Gerhard Sprißler vorgetragen. Neben den "weichen" Faktoren wurde auch die speziell hinsichtlich der Kosten völlig ausgeblendete Frage der Folgenutzung des frei werdenden Gebäudes  angesprochen.

Herbert  Businger machte mit mehreren Fotos seine Ansicht deutlich, dass das Gebäude in Hettingen nicht nur von der Gebäudetechnik her, sondern auch aufgrund der großzügigeren Anlage insgesamt die bessere Lösung wäre

In der weiteren Aussprache wurden von beiden Seiten weitere Argumente vorgetragen, die sicherlich in der Presse-Berichterstattung noch ausreichend dargestellt werden. Beide "Seiten" waren dabei manchmal mehr als einen Fußbreit jenseits der Grenzlinie des Sachlichen, so dass die Stimmung im Saal merklich angespannter wurde.

Letztlich kam es, wie man es mit ein bisschen Realistätssinn schon vorher hatte kommen sehen: Sowohl der zunächst gestellte Antrag, den Standort Hettingen zu beschließen wie auch der anschließende Antrag für Inneringen wurden mit sieben zu sieben Stimmen abgelehnt. Auf der einen Seite die sieben Inneringer Räte, auf der anderen Seite die sechs Hettinger Räte und die Bürgermeisterin.

Wie es nun weiter gehen soll, will der Gemeinderat zeitnah festlegen.

Im Zuge der Diskussion um Stuttgart 21 hat man viel darüber gehört, wie es zu schaffen ist, die Bürger bei einer emotional schwierigen Entscheidung "mitzunehmen". Wenn es zu einer Lösung kommen soll, die - wenn auch nicht mit großem Hurra - von beiden Seiten getragen werden soll, kann der notwendige Entscheidungsprozess nicht auf die 13+1 Menschen reduziert werden, die im Gemeinderat abstimmen müssen.

Vielleicht wäre es eine Chance, die Diskussion noch einmal auf breiter Basis zu eröffnen. Mit einem neutralen Moderator und ausreichend Zeit. Ansonsten bleibt zu befürchten, dass sich die Fronten weiter verhärten und der Gemeindefrieden nachhaltig beschädigt wird. Zur Erinnerung: Schon vor gut 15 Monaten wollte Bürgermeister Uwe Bühler die Entscheidung angehen, damals wurde der Zeitplan in der "Schwäbischen Zeitung" wie folgt beschrieben: 

So soll am 28. September eine Infoveranstaltung in der Inneringer Albhalle stattfinden. Im Oktober werden die Gebäude auf ihre Vor- und Nachteile hin untersucht, und dabei will man auch schon an die Nachfolgenutzung denken. Bürger sollen die Möglichkeit bekommen, sich hier ebenfalls einzubringen. Ein Architekt von auswärts soll hinzugezogen werden. Am 12. November werden die Ergebnisse dem Gemeinderat im Rahmen einer Klausurtagung präsentiert. Am 30. November wird das Ganze den Bürgern in einer weiteren Infoveranstaltung vorgestellt. Sie findet diesmal in Hettingen statt. Am 17. Januar 2012 soll der Gemeinderat über die Zusammenlegung diskutieren. Wenn sie gebilligt wird, wird in der gleichen Sitzung auch über den neuen Standort entschieden.

Manchmal ist es gar nicht so falsch, die Zeitung von (vor-) gestern zu lesen...


In eigener Sache:

Normalerweise ist hier nicht der Raum für persönliche Rechtfertigungen, allerdings möchte ich folgendes klarstellen:

  1. Ich habe in der Sitzung keinen Zwischenruf getätigt, in dem ich die Bürgermeisterin zur Enthaltung aufgerufen habe. Ich habe überhaupt keinen Zwischenruf getätigt.
  2. Das hiesige WWW hat noch nie den Anspruch erhoben, absolut neutral und objektiv zu sein. Gewisse Bemühungen in diese Richtungen werden sicher gemacht, aber so richtig klappen kann das sicher nie, und schon gar nicht in so einer heiklen Sache.
Reinhold Teufel

www.inneringen.de