Privatwaldtag in Inneringen

Forstbereichsleiter Jörg Scham (rechts) und die Teilnehmer am Privatwaldtag

Es geht etwas im Forst!

Einer von sechs Privatwaldtagen im Herbst 2012 fand am Samstag in Inneringen statt. Der Fachbereich Forst des Landratsamts Sigmaringen präsentierte aktuelle Entwicklungen zur Waldwirtschaft und motivierte zur aktiven Waldpflege und Holznutzung. Über 60 Waldbesitzer und sonstige Interessierte nutzten die Gelegenheit zum Austausch.

Quelle: Schwäbische Zeitung / Heinz Thumm

Und es lohnte sich: Eine Vielzahl von Informationen zum Waldbau, Holzmarkt und zur praktischen Umsetzung der Holzernte, Pflanzung und Wildschutz, Arbeitssicherheit und weitere aktuelle Themen wurden in einem Parcours im Stadtwald Hettingen vorgeführt und besprochen. Forstbereichsleiter Jörg Scham und sechs Förster boten gespickte Informationen und dazu gab es jede Menge Material, Merkblätter und Broschüren zum Nachlesen und Vertiefen.

Bei der aktuellen anhaltenden Hochphase der Holzpreise galt ein wichtiger Block der fachgerechten und pfleglichen Nutzung der Waldbestände. Fachliche Beratung durch die Förster im Privatwald ist kostenlos. Ungefähr 6500 Privatwaldbesitzer im Landkreis Sigmaringen bewirtschaften über 7000 Waldparzellen. Damit verkaufsfähige Massen zusammenkommen und Kleinmengenabschläge vermieden werden müssen kleine Mengen gebündelt und zusammengefasst werden.

„Es geht etwas im Forst!“ rief Jörg Scham den Waldbesitzern zu und motivierte diese erneut zur gezielten Nutzung ihrer Wälder. Eine Pflege des Waldes durch nachhaltige Nutzung erhöht die Stabilität gegen Stürme und die Vitalität der Bestände und fördert einen verstärkten Holzzuwachs an den verbleibenden Bäumen.

50 000 Festmeter Holz werden jährlich im Landkreis Sigmaringen mit Vollerntern aufgearbeitet.

Eine anerkannt wirtschaftliche und pflegliche Methode zur Durchforstung von Waldbeständen ist die Arbeit mit Vollerntern. In einem etwa 50-jährigen Fichtenbestand arbeitete ein moderner Vollernter der Firma Buck. Der örtlich zuständige Förster Karl Bosch erläuterte die wichtigsten Maßnahmen der Hiebsvorbereitung und ging auch auf das wichtige und vorschriftsgemäße Absperren der Arbeitsflächen ein. Die Befahrung erfolgt auf dauerhaften und markierten Rückegassen, die zu entnehmenden Bäume sind markiert. Mit der besonderen Kennzeichnung der Zukunftsbäume wird sichergestellt, dass diese besonders pfleglich und schonend behandelt werden.

Der Vollernter (6-Rad-Maschine mit 230 PS) mit einer Kranreichweite von über 10 Metern greift jeden Stamm mit einem Aggregat, fällt, entastet, schneidet und vermisst die einzelnen Stücke nach einem Optimierungsprogramm mit entsprechenden Vorgaben und legt diese konzentriert am Rand der Rückegasse ab. In den Monaten September bis Dezember erfolgt eine mechanische Stockbehandlung zur Rotfäulebekämpfung in allen Fichtenbeständen. „Das lohnt sich auf jeden Fall“ bestätigte Jörg Scham wieder einmal und verwies auf die jährlichen Schäden durch Rotfäule in Höhe von 1,25 Millionen Euro allein im Kreis Sigmaringen.

Damit in Einzelfällen verschiedene Holzsorten wie zum Beispiel Brennholz, Restholz oder kranke Stücke vom Waldbesitzer direkt aus dem Wald abgeholt werden können, muss ggfls. die Rückegasse mit einem schweren Forstmulcher bearbeitet werden. Beispiele hierfür mit Kostenangaben wurden auf dem Parcour vorgestellt. 

Erfolgt die Aufarbeitung von Holz in händischer Arbeit, dann sind eine ganze Menge von Kriterien zur Aushaltung und Vermessung zu beachten. Länge und Zopfdurchmesser am schwächeren Ende müssen exakt stimmen und die Vermessung muss genau und forstüblich abgerundet erfolgen. Hier gibt es immer wieder Schwierigkeiten. Bei der Vorführung mussten viele Fragen hierzu beantwortet werden.

Um waldbauliche Fragen ging es in einem weiteren Block bei der Pflanzung in löchrigen Nadelbaumbeständen. Es sind die besonderen Ansprüche der einzelnen in Frage kommenden Baumarten zu beachten. Damit die Pflanzen unbeschädigt aufwachsen können, wird die Anbringung von Wuchshüllen empfohlen. Damit ist ein sicherer Wildschutz vorhanden und in der Regel ein besserer Anwuchserfolg möglich.

An einem wunderschönen Herbsttag im bunten Wald wurden auf dem Privatwaldtag praktische Fragestellungen zur Waldarbeit behandelt. Die Themenfülle reichte von der A – Z also Arbeitssicherheit bis Zukunftsbäume. Drei Stunden vollgepackt mit Informationen sollen die Privatwaldbesitzer fit machen in den Fragen der Behandlung ihrer Waldungen. Zufriedene Gesichter und vielerlei Terminanfragen bei den Förstern nach weiteren örtlichen Beratungen deuten darauf hin, dass die Motivation zur Bearbeitung vieler Waldflächen angekommen ist. Gute Holzerlöse für den Waldbesitzer und ein weiter stabilisierter Wald mit einem guten Zuwachs werden es ihnen danken.


Durch Rotfäule entstehen allein im Landkreis Sigmaringen jährlich rechnerisch mindestens 1,25 Millionen Euro an Schäden. Rotfäulebekämpfung kann hier entgegenwirken.

Mit dem Vollernter-Aggregat wird der Stamm umfasst, danach erfolgt der Fällschnitt, Vorschubwalzen bewegen den Stamm zur Entastung, gleichzeitig erfolgt die Längen- und Durchmesserermittlung und nachfolgend der Einschnitt in verkaufsfähige Sortimente

  

Fachgerechtes Holzvermessen demonstrierte Forstwirtschaftsmeister Daniel Schlemonat.

Dieses Bild zeigt drei junge, einjährige Weißtannensämlinge, die vielleicht einmal die Grundlage für einen neuen Fichten / Tannen / Buchen-Mischbestand bilden.

 

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