Bürgermeisterwahl in Mengen


SZ-Podiumsdiskussion in Mengen

Muss sich Hettingen einen neuen Schultes suchen?

Der Wahlkampf in Mengen läuft auf Hochtouren, mittendrin der Hettinger Schultes Stefan Bubeck. Nach der offiziellen Kandidatenvorstellung und einer Podiumsdiskussion der Schwäbischen Zeitung zeichnet sich ab, dass Bubeck durchaus Chancen auf einen Erfolg hat.

Am kommenden Sonntag wird in Mengen gewählt. Dann wird sich zeigen, ob es schon im ersten Wahlgang eine Entscheidung gibt - was angesichts der fünf Kandidaten eher eine Überraschung wäre - und wie Stefan Bubeck im Rennen um die Wählergunst liegt.

Nachstehend der Bericht der Schwäbischen Zeitung über die Podiumsdiskussion:


Die große und von einigen Lesern erwartete "Schlammschlacht" ist bei der Podiumsdiskussion der "SZ" ausgeblieben.

Die Stimmung der Bürger ist in der Halle spürbar

MENGEN (sz) Die Stimmungen der Bürger auf die Aussagen der Kandidaten waren an ihren Reaktionen deutlich spürbar. Die beiden Verwaltungsprofis und Bürgermeister bewiesen am meisten Sachkenntnis.

Den ehemaligen Richter kann und will Bürgermeister Christian Lange nicht verleugnen. Immer wieder werden Unmutsbekundungen der Zuschauer offenbar, wenn Lange beispielsweise vom "großen Vertrauen" spricht, das er in die Stadtverwaltung habe und diese in ihn. Offenbar gibt es hier unterschiedliche Wahrnehmungen - die des Rathauschefs scheint zu der der Zuhörer zu differieren, wenn es ums soziale Miteinander und sein Verhältnis zu den Menschen allgemein geht.

Ruhiger, ausgeglichener Bubeck

Stefan Bubeck macht genau denselben Eindruck, wie man ihn bislang wahrgenommen hat: Unaufgeregt und ruhig, immer bei den sachlichen Aspekten der Themen verweilend, in die er sich intensiv eingearbeitet und zu denen er auch etwas zu sagen hat.

Er lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als Lange ins Feld führt, in Hettingen sei ein Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. Eine Gemeinde unter 2000 Einwohnern könne gar keinen hauptamtlichen Bürgermeister mehr beschäftigen. Bubeck kontert, dass dies die Hauptsatzung jeder Gemeinde extra regele. Über die Hauptsatzung befinde der Gemeinderat. Bubecks Äußerungen werden wiederholt mit Applaus bedacht.

Mario Oertel ist der junge Unkonventionelle, der "es sofort anpacken" möchte und dies auch überzeugend rüber bringt. Er will die Friedhofshecken notfalls in Eigenregie wieder richten und dafür auch mal Heckenscheren an in der Nähe wohnende Senioren verteilen. Er ist ehrlich, wenn er beispielsweise bekennt, dass seine Tochter das Gymnasium in Sigmaringen besucht. Das kommt bei den heimatverbundenen Mengenern, die sich sofort schützend vor "ihr" Gymnasium stellen, nicht allzu gut an. Ansonsten wiederholt er immer wieder, dass ein "sehr hohes Kommunikationsbedürfnis" in Mengen bestehe.

Dies sieht Holger Stich ähnlich. Mengen habe an Glaubwürdigkeit verloren; das Stadtmarketing sei im Sande verlaufen. Er will erst mal Vertrauen aufbauen. Stich wirkt jung, frisch, sympathisch und bringt einige gute Ansätze in die Diskussion; doch es ist spürbar, dass bei ihm für dieses Amt zu wenig Fundament vorhanden ist. Das gilt auch für Bruno Rettich. Fragen der Moderatoren werden von ihm meist wenig konkret beantwortet. Dafür verweist er auf sein technologisch ausgeklügeltes Programm.

Bei der Frage "Werden Schulen schließen müssen?" kann Bubeck mit eigenen Erfahrungen in Hettingen und Inneringen punkten. Eine Schule schließen zu müssen - das möchte er kein zweites Mal erleben, sagt er. In Mengen sei nach seinem Kenntnisstand jedoch keine Schule akut gefährdet. Doch auch hier werden die Schülerzahlen zurückgehen: "Da bietet sich an, auf Träger der Nachbargemeinden zuzugehen und Kooperationsverbünde zu gründen." Dies habe er bereits im Laucherthal praktiziert.

Lebhaftes Interesse bringt die Frage eines Bürgers in die Halle, als er die Kandidaten nach ihrer Einstellung zum geplanten Neubau des katholischen Pfarrheims fragt.

"Pläne kenne ich nicht genau"

 Lange sagt, das sei eine Rechtsfrage. Die Pläne kenne er nicht genau, außerdem müsse der Gemeinderat entscheiden, ob sich das Bauvorhaben einfüge. Wenn ja, habe die katholische Kirchengemeinde einen Anspruch auf die Baugenehmigung. Der Fragesteller weist darauf hin, dass sich die Kandidaten bitte nicht hinter dem Gemeinderat verstecken sollen. Bubeck sagt, dass er die Pläne auch nicht eingesehen hat - "wie kann ich auch, wenn sie noch nicht mal der Bürgermeister kennt?". Er wisse aber wohl, dass dieses Bauvorhaben umstritten sei. Rettich findet es im Prinzip in Ordnung, wünscht sich aber ein Sattel- anstelle eines Flachdachs. Stich betont, wie wichtig die Arbeit der Kirchen sei. Konkreter äußert sich Oertel: Er findet den Entwurf "gewöhnungsbedürftig", doch die Pläne hätten "Charme". "Man muss auch mal etwas Neues ausprobieren", so Oertel. Was alle Kandidaten vergessen: Es handelt sich um das private Bauvorhaben einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, kein Bauvorhaben der Stadt Mengen.

Bei der Wirtschaftsförderung meint Bubeck, man müsse auf Messen gehen, sich umhören. Das Rathaus müsse schnell und unbürokratisch helfen. Schließlich sei die Verwaltung Dienstleister. Mit interkommunaler Zusammenarbeit habe er gute Erfahrungen gemacht; beispielsweise bei der Akademie Laucherthal. Lange findet, dass die Stadt Unternehmen reichlich Entfaltungsmöglichkeiten gibt. "Zahlreiche neue Firmen sind nach Mengen geholt worden. Mit Hohentengen wird ein interkommunales Gewerbegebiet angestrebt. Die nächste Gesprächsrunde ist angesetzt." Oertel will die Firmen sichern, die hier sind, erst dann neue holen. Allerdings müsse man auch das Problem der Firmen sehen, Facharbeiter zu finden. Dies sei nur bei einem stimmigen Umfeld möglich. Oertel sagt, der Mittelständler und auch der "kleine Handwerker" seien ihm enorm wichtig.

Bei der Frage nach dem Sozialproblem in Mengen findet Lange, man solle das Kind nicht mit dem Bad ausschütten. Es gebe zwar mehrere Personen aus dem Drogenmilieu und Straßenkids. Doch habe die Stadt in diesem Bereich schon sehr viel geleistet: Arbeitskreis Prävention, Jugendhaus, Beteiligung bei Suchthilfe.

Eine gesellschaftliche Fehlentwicklung könne nicht allein der Stadt zugerechnet werden. Oertel meint, man solle nichts beschönigen. Ob ein Projekt zur Lösung des Problems führe, sei fraglich. "Wir müssen hin und sie rausholen". Besonders wichtig seien die Kirchen. Auch Pensionäre sollten sich einbringen. Bubeck erläutert, dass ein Siebtel des gesamten diesbezüglichen Kreishaushalts nach Mengen gehe. Jedes fünfte Kind werde alleinerziehend groß gezogen.

Lösungen sind angedacht

 Folgende Lösungen sieht er vor: Jugendarbeit verstärken, Hilfestellung leisten, Träger zusammenbringen, eine Erziehungsberatungsstelle und einen Tafelladen einrichten und schließlich die Bevölkerung sensibilisieren, dass sie nicht die Augen verschließen. Es würde Jahre in Anspruch nehmen, bis man den gesellschaftlichen Auswüchsen entgegen wirken könne.

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